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E-Paper Düsseldorf Magazin

Kreativbetriebe an einem Wochenende im Jahr zusam- mentun und ihre Arbeit präsentieren – auch die Mieter der zahlreichen Hofgewerbe. ZWISCHEN PARIS UND PEMPELFORT Im Hinterhof der Nordstraße 71 rattern die Nähmaschi- nen. Alles, was Franziska Bolte in ihrem Shop „Bittersüß“ verkauft, stellt sie selbst im kleinen Atelier her. In den Regalen lagert eine Tonne Stoffe aus aller Welt, ihr Sohn im Vorschulalter und zwei seiner Freunde toben zwischen den Tischen und Arbeitsplätzen umher. Bolte gehört noch zur jüngeren Generation vor Ort. Sie ist erst seit fünf Jahren im Viertel. Mit ausgefallener Alltagsmode für Damen und Kinder hat die gebürtige Leipzigerin einen Nerv getroffen. Die meisten Teile sind Einzelstücke und bleiben nicht lange in den Ladenregalen. Für Bolte hat die Lage einen weiteren Vorteil: „Es ist ja bekannt, dass die Innenhöfe in Pempelfort eine besondere Atmosphäre haben. Was ich aber noch mag: Hier wohnen viele Familien. Die kommen gerne hierher. Denn die Kinder können im Hof spielen, während die Eltern in Ruhe einkaufen.“ Auch das Haus an der Duisburger Straße mit der Num- mer 44 offenbart auf den ersten Blick nicht, was es hinter seinem schweren Holztor zum Hof verbirgt. Hier spielen keine Kinder, nur ein goldener Buddha wacht über den gepflegt begrünten Innenhof. Eine leuchtend weiße Remise begrenzt das Gelände. Sie wurde 1929 als Maleratelier geplant und gebaut – für die Tochter eines gut betuchten Tapetenfabrikanten. Gut betucht ist auch die jetzige Besit- zerin, aber auf eine ganz andere Art: Ruth Heinen betreibt seit 2001 das internationale Couture-Label „Rita Lagune“ – Heidi Klum und Cameron Diaz gehören zum Kundenkreis. Im weißgetünchten Hauptraum mit einer Deckenhöhe von über sieben Metern und dem riesigen Sprossenfenster hat die Designerin ihren Showroom eingerichtet. „Die sonni- gen Räume, das Ambiente und das Flair erinnern mich an das Paris Anfang des 19. Jahrhunderts. Das inspiriert mich.“ Sie schwenkt ein Glas Rote-Bete-Smoothie und erzählt von den Anfängen – und wie sie in Düsseldorf gelandet ist: „In den ersten Jahren hatte ich mein Atelier noch in Mailand, wo meine Kollektion auch heute noch produziert wird. Von dort bin ich nach Pempelfort gezogen. Hier hat man mehr Ruhe, kann relaxter arbeiten. Und vor der Tür habe ich trotzdem jede Menge tolle Restaurants, Bars und viele Parks in Laufweite.“ Im direkt benachbarten Hofgebäude geht es nüchterner zu. Zwischen großen Monitoren arbeitet hier, in einem ehe- maligen Brauerei-Pferdestall, die fünfzigjährige Künstlerin Elisabeth Brockmann. Anfang der 1980er-Jahre kehrte die Gerhard-Richter-Schülerin Paris und der Malerei den Rü- cken, um sich Installationen zu widmen: Seit dreißig Jahren plant sie von Düsseldorf aus vorwiegend Projektionen an Gebäuden wie dem Dresdner Albertinum, dem Mannhei- mer Reiss-Engelhorn-Museum oder dem Olympiabad in München. Hergezogen sei sie „wegen der Ruhe und gleich- zeitigen Nähe zur Altstadt mit ihren vielen Galerien“. In den letzten Jahren sei das Leben noch angenehmer geworden: „Es wuselt förmlich.“ GENUSSKULTUR UND WANDEL Wo Mode und Kultur residieren, wo „es wuselt“, ist Kulina- rik nicht weit. Rund um die Nordstraße haben sich zahlrei- che Restaurants und Lokale jeglicher Couleur angesiedelt: Von dem ebenfalls im Hof versteckten kleinen „Bistro à Midi“ mit französischem Flair über das „Cafe Kwadrat“ mit seinem Pop-Art-Ambiente bis hin zur farbig illuminierten „Bar LiQ“, wo im Stil eines Speakeasy – um reinzukom- men, muss man am Eingang klopfen oder klingeln, ganz im Stil der Prohibitions-Bars im New York der 30er-Jahre – Cocktailkultur zelebriert wird. Auch rund um den alten Güterbahnhof hat sich eine geballte Gastroszene entwickelt. „Löffelbar“, „Ab der Fisch“, „Bar Olio“ gehören zu den Klas- sikern des Viertels, so wie auch die „Spoerl Fabrik“. Dort bemerkt man bereits in der Einfahrt zum ehemaligen Gewerbehof die Liebe zum Detail, mit der das ehemalige « « Marc Booten vertreibt seine pflanzlichen Haarpflegepro- dukte von Pempelfort aus in die ganzeWelt. Ibrahim Amara und Michaela Neiser bewirtschaften die Spoerl Fabrik. 20 | Stadteil – Pempelfort

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