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E-Paper Düsseldorf Magazin

ZUR PERSON KanjoTaké wurde 1953 in Berlin geboren.Von 1971 bis 1973 studierte er Malerei im spanischen Granada, anschließendVisuelle Kom- munikation und Fotografie in Berlin. Nach dem Ab- schluss 1976 arbeitete er ein gutes Jahrzehnt als Art Director für internationale Agenturen, später als freier Fotodesigner, ab 2002 als freier Künstler.„Transforma- tion derWirklichkeit in die magisch-surrealeWelt des KanjoTaké“ heißt die Bene- fiz-Einzelausstellung vom 14. bis 25. Oktober 2015 im Neuen Kunstforum in Köln. Der opulente Bildband„Kan- joTaké“ mit Originalabzug erscheint am 26. Oktober 2015 im NicolaiVerlag. A uf der Leinwand fallen Kirschblüten in die Nacht. Weiß, unschuldig, vergänglich. Dunkle asiatische Zitherklänge steigern die Spannung, während der Regen aus Blüten stärker wird. Der heilige Berg Fujiyama erscheint – illustriert in einer Mischung aus Holzschnitt und Pop-Art-Gemälde. Dann haucht der bekannte En- ka-Sänger Shinichi Mori rauchig-melancholische Popverse mit viel japanischer Tradition ins Mikro. Die Zuschauer sind vollends von der mystisch-exotischen Stimmung eingenommen. Plötzlich schiebt sich ein verzerrter Cam- pino, Frontmann der „Toten Hosen“, auf die Leinwand und fordert mit einem geschrienen „Steh auf!“ das Gesangsdu- ell. Und auch die disziplinierten, exotisch geschminkten Darsteller des japanischen Kabuki-Theaters treffen auf locker jecke Karnevalisten. Kanjo Také verlangt seinen Zu- schauern nicht nur in seinem Werk „Sakura“ (japanisch für „Kirschblüte“) zum Japan-Tag Düsseldorf/NRW 2015 den zweiten Blick ab. Wenn er Sumoringer gegen die Mann- schaft von Fortuna Düsseldorf antreten lässt, beschwört er die Freundschaft und Gemeinschaft auf Augenhöhe zwischen Japanern und Düsseldorfern. Der japanischstäm- mige Künstler eröffnete mit seinem Werk in diesem Jahr nicht zufällig das lang erwartete Feuerwerk. Také ist in Düsseldorf so verwurzelt wie der japanische Kirschbaum. Und gleichzeitig ein Meister der Transformation. Der 61-jährige Sohn eines Japaners und einer Deut- schen gilt als einer der prägendsten Bildkünstler Deutsch- lands. Und als prominentes Mitglied der Düsseldorfer japanischen Gemeinde – nach London und Paris die drittgrößte Europas. Rund ein Viertel der Japaner in Deutschland, etwa 6.500, sind in der Stadt am Rhein zu Hause. Viele gehören bereits zur zweiten Generation, sind hier geboren. Das trifft auf Kanjo Také allerdings nicht zu. Er ist gebürtiger Berliner, studierte Malerei in Granada, anschließend Kommunikation und Fotografie in Berlin. „In Spanien habe ich das Handwerk gelernt, während des Studiums in Deutschland das konzeptionelle Denken“, sagt Také. Als Art Director und Fotodesigner in Tokio, New York, London oder Zürich hat er große Kampagnen gestal- tet, hat Wohnsitze in Hamburg und Shanghai gleichzeitig unterhalten. Zum Umzug nach Düsseldorf hat ihn wie so oft aber ein persönlicher Grund bewogen. „Ich bin hier der Liebe wegen. Meine Frau Shia lebt seit vielen Jahren in Düsseldorf. Sie ist auch meine Galeristin. Außerdem faszi- niert mich der Rhein, und nicht zuletzt tun es die Men- schen hier in der Stadt. Sie sind offen für die Kunst“, sagt Weltenwandler. KanjoTaké hat deutsch-japanischeWurzeln. In sei- nem Hauptwerk, der Serie„Nowhere“, fällt die Grenze zwischen Fotografie und Malerei. Ein Farbfeuerwerk: „Nowhere Kyoto“ (im Hintergrund). Ein Brunnendenkmal samt Algenwuchs ins Jetzt hinüberretten: Zum 725. Jubiläum der Stadt Düsseldorf hat KanjoTaké den„Jrönen Jong“ im Hofgartenweiher mit derWasserskulptur„Wateregg“ neu belebt. « Také. „In Düsseldorf ist einfach sehr viel Kunst entstanden, die Stadt hat ein bestimmtes Flair.“ BEWUSST EUROPÄISCH,UNTERBEWUSST JAPANISCH Zu diesem „Flair“ hat Také selbst nicht erst mit „Sakura“ beigetragen. Der Künstler ist bei vielen Anlässen in der Stadt präsent. Im vergangenen Jahr beteiligte er sich am „düsseldorf festival!“: Seine Videoprojektionen „Ghost- night“ und „Bubble Galaxy“ waren auf einer 35 Meter großen Außenwand eines Zelts am Burgplatz zu sehen, der Hauptspielstätte des Tanz-, Musik- und Theaterfesti- vals. In „Ghostnight“ wurde ein schaukelnder Mann von fliegenden Propellern attackiert. „Ich stelle mir diese aber als Tiere vor – Fantasietiere, die einen Mann bedrohen, der in Erinnerung an seine Kindheit schaukelt.“ Während er davon spricht, wie er den Albtraum mit Propellertieren visualisiert hat, lächelt er verschmitzt wie ein Schuljun- ge, dem gerade ein Streich gelungen ist. Také wirkt sehr bedacht, er zieht den Kopf zurück, wenn er spricht, und nickt, wenn er seiner Aussage Kraft verleihen will. Er blickt durch den Raum, will alles aufnehmen. Zu seiner Herkunft sagt er: „Die europäische Kultur hat mich geprägt, aber in meinem Unterbewusstsein ist sehr viel Asiatisches.“ Bei Také verwischen Grenzen. So auch bei seiner zweiten Projektion des Festivals „Bubble Galaxy“. Das Zweidimensionale wurde hier auf eine so schwerelose Weise zum Dreidimensionalen, dass es magisch erschien: Über die Außenwand des Zelts schwebten – per Beamer projizierte – bunte Ballons bis zum Dach empor. Hin- ter dem Zelt stiegen echte Ballons, von Scheinwerfern angestrahlt, in den Nachthimmel. Die Zuschauer konnten nicht mehr erkennen, wo die Grenze zwischen Realität und Projektion verläuft. „Die Ouvertüre des Abends“, sagt Také. Generell gehe er oft mit seiner Kunst nach draußen. Raus auf die Straße. „Ich finde es spannend, wenn Kunst an die « | 07Kanjo Také – Träumer der Transformation »

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