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E-Paper Düsseldorf Magazin

Hokusai aus den 1830er-Jahren entstanden. Sie zeigen den heiligen Berg Fujiyama, in ebenjenen namensgebenden 36 Ansichten. Jede Arbeit der „Nowhere“-Serie besteht aus zehn Tafeln von je einem Quadratmeter Größe – Takés Version des traditionellen japanischen Rollbilds. „Hoku- sai ist zweieinhalb Jahre um den Berg gewandert und hat gezeichnet, was er sah. Dahinter verbirgt sich die Philoso- phie, dass, wenn ich etwas profund betrachten möchte, ich es aus möglichst vielen Perspektiven tun muss.“ An diese Philosophie hält sich auch Také. In jeder der mittlerweile fast 20 „Nowhere“-Arbeiten, die der Künstler für private Sammler teils zu Triptychen verdichtet, taucht der heilige Berg in einer anderen Variation auf. Bemer- kenswerterweise hat gerade auch das Perspektivlose der Holzschnitte von Hokusai einen nicht zu übersehenden Einfluss auf Takés Arbeit. Losgelöst von starren Größen wie der Zentralperspektive oder einem einheitlichen Maß- stab der dargestellten Motive kombiniert er in seinen Col- lagen oder Montagen den Fujiyama – dieses Symbol der „Hoffnung, Ewigkeit, Unendlichkeit und Toleranz“ – mit fotografierten Wirklichkeitspartikeln aus aller Welt. Nicht selten auch aus Düsseldorf. Warum? „Weil mich Düsseldorf sehr inspiriert“, sagt Také. „Natürlich, ich lebe hier.“ So arrangiert der Künstler den heiligen Berg mit einem Containerschiff, den Kasematten am Rheinufer, dem Fisch­ markt, Details der Gehry-Bauten im MedienHafen oder Karussells und Fahrgeschäften von der Rheinkirmes wie dem 66-Meter-Freifallturm „Power Tower“. „Wenn ich Kir- mesmotive zeige, dann assoziiere ich allerdings nicht die lokale Rheinkirmes, sondern das Phänomen der Schwere- losigkeit, den Ur-Traum vom Fliegen“, erklärt Také. Fast schwerelos schweben die weißen Kirschblüten im Finale von „Sakura“ zu Boden und bilden eine geschlos- sene Schneefläche. Durch diese Decke brechen blaue Krokusse – auch so ein Düsseldorfer Symbol, das blaue Band, das der Meister der Transformation gerne aufgreift. „Yume – Träume! hat ein Zen-Priester einst für mich auf ein Stück Pappe geschrieben. Wohingegen meine Mutter immer meinte: Träum’ nicht.“ Kanjo Také hat sich längst entschieden. Ø Was das Zweidimensionale betrifft, ist die Digitalka- mera für Kanjo Také noch immer ein wichtiges Werkzeug, aber beileibe nicht das einzige. „Ich nehme die Fotografie nie zur Dokumentation, sondern als Studie. Statt eines Skizzenbuchs habe ich die Kamera dabei.“ Er denke trotzdem immer wie ein Maler, erklärt Také. Und mithilfe des Computers verschmilzt er beides zu einer Bildsprache, die überreich ist an Einzelmotiven und sich überlagernden Elementen, an farbigen Lasuren und Belichtungseffekten, federleichten Anspielungen und deutlichen Referenzen. Takés Bilder wollen enträtselt werden. Und zugleich wollen sie rätselhaft bleiben. „Woher kommen wir, wohin gehen wir? Wir Menschen leben ja mit vielen Rätseln“, sagt Také und lächelt wieder dieses vielsagende Lächeln, das an- steckt. „Die Uferlosigkeit, das Grenzenlose ist ein wichtiger Teil meiner Bilder. Ich möchte, dass sich die Leute ihrer eigenen Fantasie hingeben, wenn sie sie betrachten.“ HEILIGER BERG UND POWER TOWER Allem Anschein nach gilt das insbesondere für Takés noch unvollendetes Hauptwerk. „Nowhere oder die 36 Ansich- ten des Fujiyama“, so der volle Titel, ist in Anlehnung an die berühmten Holzschnitte des japanischen Künstlers » ICH MÖCHTE, DASS SICH DIE LEUTE IHRER EIGENEN FANTASIE HINGEBEN. « ImWerk„Mikado“ gibtTaké einen Kommentar zur internationalen Finanzkrise: Das instabile und risikoreiche Gebaren auf den Finanzmärkten wird von einem Mikadospiel symbolisiert, in dem Geld in Flammen vernichtet wird. Dass KanjoTaké nicht nur Videokünstler und Fotograf ist, sondern auch und vor allem Maler, wird in seinem Atelier im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf mehr als offensichtlich. « « | 09Kanjo Také – Träumer der Transformation

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