Uli Pohl
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Bewusst wählte der Künstler das durchscheinende Acrylglas, welches weder von der Form ablenkt noch dem Betrachter etwas verheimlicht.
Der Künstler selbst erzählt, wie es dazu kam: „Ich hatte die Idee und Vorstellung, einen Glasblock mit einer sich verengenden Durchdringung zu versehen, doch mir fehlte ein Glasblock. Als mir einfiel, dass es auch Kunststoffe mit den optischen Eigenschaften von Glas gibt, konnte ich 1958 beginnen, zunächst aus Acrylglasresten, die ersten Modelle für meine Objekte herzustellen.“
Der 1935 in München geborene Pohl gehörte als einziger Künstler sowohl der ZERO-Bewegung als auch der Pariser Künstlergruppe Nouvelle Tendance an. Seine frühen Erfolge würde man heute als "kometenhaft" beschreiben, wenngleich er diesen Begriff sicherlich ablehnt. Von 1954 bis 1961 studierte Uli Pohl bei Ernst Geitlinger, der die fortschrittlichste, internationalste und experimentierfreudigste Klasse unterrichtete, Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Udo Kultermann lädt den Absolventen im Mai 1961 zur Teilnahme an der Ausstellung "30 junge Deutsche" im Schloss Morsbroich nach Leverkusen ein, an der auch Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker beteiligt sind. Es dauert nicht lange, da findet er sich in der Zeitschrift "ZERO vol. 3" als "DYNAMO POHL" wieder und von da an gehören seine Acrylglas-Skulpturen zu den ZERO-Ausstellungen.
Im August des gleichen Jahres sind die Werke Pohls auf der von Almir Mavignier kuratierten internationalen Gruppenausstellung "Nove tendencije - New Tendencies," in der Galerija suvremene umjetnosti, einem Museum für zeitgenössische Kunst, in Zagreb zu sehen. Im gleichen Jahr wird er in die Pariser Galerie Denise René aufgenommen und dadurch enger an die Pariser Gruppe Nouvelle Tendance gebunden, die sich "mit visuellen Untersuchungen und mit Fragen, die das menschliche Sehen und Denken betreffen", beschäftigte.
Uli Pohl selbst ist es seit seiner Studienzeit ein Anliegen, den Betrachter durch sein mentales Mitwirken am Kunstwerk zu beteiligen und ihm damit eine individuelle Selbsterfahrung in Sehen und Denken zu ermöglichen. Der konkreten Kunst verpflichtet sind die Werke Pohls Werkzeug für den geistigen Gebrauch.
"Ich habe nie Dinge gemacht, um sie dann übers Sofa zu hängen. Dem Betrachter möchte ich sagen, er ist mein unmittelbarer Ansprechpartner." (Uli Pohl)
Von 1967 bis 1971 unterrichtete Uli Pohl an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seinem eigenen Lehrer Ernst Geitlinger verpflichtet, begleitete er jüngere Künstlerinnen und Künstler nicht nur zum Staatsexamen, sondern er vermittelte ihnen authentisch eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst: die Freiheit des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Die ZERO foundation zeigt nun eine Werkauswahl aus der langen Schaffenszeit Uli Pohls. Das Herzstück der Veranstaltung bildet eine Schenkung Pohls an die ZERO foundation aus dem Jahr 2020. Die sechs Modelle aus der Zeit von 1958/59 geben einen Miniaturüberblick über das plastische Oeuvre des Künstlers. (Quelle: ZERO Foundation)