Nach einem rauschenden Fest und inmitten revolutionärer Unruhen, als Gesandter in Konstantinopel weilend, fällt Orlando in einen mehrtägigen Schlaf. Er erwacht – durch einen Fanfarenstoß (»Die Wahrheit!«) – als Frau. Kaum alternd setzt Lady Orlando ihre furiose Reise fort, als Liebende, als Dichterin und schließlich als alleinstehende Mutter in der Gegenwart des Jahres 1928.
Virginia Woolf widmete »Orlando« ihrer Geliebten Vita Sackville-West, der sie mit ihrem Roman ein dichterisches Denkmal setzte: »Eine Biografie, die im Jahr 1500 beginnt und bis heute andauert, genannt Orlando. Vita; nur mit dem Wechsel von einem Geschlecht zum anderen.« Mit Witz, Poesie und scharfer Beobachtungsgabe konzentriert sich die Woolf auf Fragen von Identität und Geschlechterrollen, Macht und Status und schildert auch die Restriktionen, denen Frauen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen unterworfen waren – im Leben wie in den Künsten. Dabei sei, wie Woolf in ihrem Essay »Ein Zimmer für sich allein« schreibt, »der androgyne Kopf« Orlandos ein utopischer Zustand, an dem sich die Realität messen lassen müsse. Sie fragt: Was bedeutet es, in einem Körper zu leben, der ein Geschlecht hat; Liebe zu machen, sich anzuziehen, ein Kind zu bekommen? Und: Wie gelingt das alles, wenn man sich nicht einem Geschlecht zuordnen lassen will? (Quelle: D'haus)