Meg Lipke & Anys Reimann "Le Féminin"
VAN HORN freut sich, zwei korrespondierende Einzelausstellungen mit Werken von Anys Reimann und Meg Lipke zu präsentieren.
Die Ausstellungen feiern die Arbeit mit verschiedenen Medien und die daraus resultierenden Ausdrucksformen, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken.
Veranstaltungsdetails
Meg Lipke bezeichnet ihre aus Leinwandstoff genähten und bemalten weichen Objekte als Malerei. Mit Polyester ausgestopft, liegen, stehen oder hängen sie an der Wand. Ihre Präsenz wird von scheinbaren Widersprüchen getragen: leicht und schwer, mit Weichheit und Kanten, die von der genauen Einhaltung der Struktur erzählen.
Anys Reimanns auf Collagen basierende Praxis macht es sich zur Aufgabe, Fragmente zu einem Ganzen werden zu lassen, wobei sie stets an "Hybridität als grundlegende Form der Konstruktion" denkt. Ihre Werke, seien es zusammengesetzte und bemalte Arbeiten auf Papier, Holz oder Leinen (oder auch Skulpturen), lassen Überlagerungen und Überschneidungen von Form und Material zum Zentrum werden. Das Fragment, der eine Teil von vielen, verbindet sich und wird zum Ganzen. Das Medium ist die Botschaft. In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sich Anys Reimann mit dem "Anderssein", mit der Darstellung heterogener Kulturalität und was es bedeuten kann, wenn gesellschaftliche Codes durch selbstbestimmte Repräsentation gebrochen und erweitert werden. Ihre Figuren setzen sich meist aus Abbildungen verschiedener Körperteile von Frauen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Zusammen ergibt sich eine Gruppe von weiblich codierten Personen, die sich mit Kraft, Trotz, Sinnlichkeit und ohne den Blick abzuwenden präsentieren. Die Differenz zwischen Abgebildetsein und selbstbestimmter Selbstinszenierung wird hier immanent.
Wie Reimann lässt auch Meg Lipke ein einzigartiges Verhältnis von Medium und Materialität entstehen. Seit 2014 hat die Künstlerin das traditionelle Format der Malerei aufgegeben und begonnen, Leinwandstoffe zusammenzunähen, zu stopfen und zu bemalen. Befreit von der Steifheit des Keilrahmens, werden die Objekte weich und biegsam. "Wenn die Malerei zum Körper wird, wird die Leinwand zur Haut", so Lipke in einem Interview mit Catherine Haggarty im Jahr 2021. Verbunden durch Volumen und Gewicht, oft mit Aussparungen, die uns an die Regeln des positiven und negativen Raums in der klassischen Malerei erinnern, werden die Objekte zu einer anthropomorphen Erfahrung. Die Weiblichkeit nimmt in Meg Lipkes Werk eine sehr bestimmende Rolle ein, die durch Abwesenheit (eine Einzelausstellung Lipkes im Jahr 2018 trug den Titel "The Woman in the Painting Has Left") ebenso in den Vordergrund gerückt wird, wie die allgegenwärtige Stille durch betörende Geräusche sein kann.
Der weibliche Körper, über die Jahrhunderte auf unzähligen Leinwänden festgehalten, gemalt von Männerhänden, gesehen durch Männeraugen und bestimmt von patriarchalen Strukturen, bahnt sich in Lipkes Malerei ebenso einen neuen Weg wie in Reimanns Werken, die losgelöst von Rahmen und Grenzen existieren. Der Körper wird neu gedacht und kann seinen Platz in diesem Raum einnehmen, der von den Gestaltungsvorgaben vergangener Zeiten befreit ist.
Beiden Künstlern gemeinsam ist diese körperliche Erfahrung ihrer Werke. Lipkes Malerei-Skulpturen und Reimanns Skulptur-Collagen. Aus Stoff genähte Körper, Gesichter aus Papier, aus Leder, bemalt mit Öl und Acryl. Es ist ein Prozess des Ausatmens, des Sich-aus-dem-Rahmen-bewegen-Lassens, ein Zugeständnis an sich selbst, um sich zu erweitern, zu wachsen. Die Betrachtung und Begegnung mit den Werken von Anys Reimann und Meg Lipke ist eine somatische, sinnliche und mehrdimensionale Erfahrung.
(Text: Clara Stratmann)