Emma Talbot "Meditations"
Die Präsentation in der Petra Rinck Galeria umfasst die für die Künstlerin typischen Seidenmalereien, Zeichnungen, Animationen sowie eine außergewöhnliche dreidimensionale Arbeit.
Veranstaltungsdetails
Zwei Seidenmalereien aus dem Jahr 2021, stehen nicht nur aufgrund ihrer Größe, Signifikanz und Ausstrahlung im Mittelpunkt der Ausstellung. Auf den im Raum oder vor der Wand hängenden Seiden sind Textsegmente in das malerische Geschehen integriert, deren Kern zwei für den Menschen existenzielle Fragen bilden:
„Where Do We Come From?” – „Woher kommen wir?”
„What Are We?” – „Was sind wir?
Diese Fragen weisen Emma Talbot als schöpferische Facette der klassischen abendländischen Aufklärung aus, wohingegen ihre forcierten Antworten eine Parade vielschichtiger Momente des Scheiterns dieser Aufklärung abhalten. Noch maßgeblicher jedoch ist, dass die Fragen als Kristalle betrachtet werden dürfen, in denen Talbots weltanschaulicher und künstlerischer Kosmos kometenhaft aufleuchtet. Einmal einen reflexiven und empathischen Blickkontakt hergestellt, gerät man schnell in einen faszinierenden Strudel.
Privatmythologische, ins Spirituelle changierende, visuelle Verpuppungen stehen engagierten Statements mit hoher gesellschaftlicher Relevanz gegenüber.
Zutiefst verwurzelt in den biografischen Akzenten ihres Lebens, aus diesen wie aus einem Füllhorn bekennendermaßen schöpfend, gehört die Auseinandersetzung mit zeitgeschichtlichen Herausforderungen ebenso zum Fundus ihres Werkes wie das Austarieren unseres Erbes aus der Ursprungszeit des Menschen.
Die unerlässliche Schwerkraft subjektiven Denkens – versinnlicht in überdimensionierten Kopfsilhouetten, die als ikonografisches Signet ihre Werke pointieren – trifft auf eine Flut von Gefühlen und Empfindungen, deren gegenseitige Sogwirkung einen Strudel entfacht, den sie in ihrer Kunst einzufangen versucht, ohne ihn auch nur im Ansatz zu besänftigen. Und das, obwohl ihre feenhaft ätherischen Gestalten jenseits ihrer pastellenen Beschwingtheit oft genug zu Sendboten werden, deren Menetekel kaum düsterer ausfallen könnten.
Dem außerordentlich sedimentierten Aussagespektrum entspricht ein schillerndes Kaleidoskop künstlerischer Ausdrucksformen und -mittel, wobei jedem einzelnen Ferment ein eigener Charakter inne ist. So wird beispielsweise die auf zig Ebenen zelebrierte Opulenz der Seidenmalereien von kleinformatigen Zeichnungen kontrapunktiert, deren sensible Liniengespinste poetische Atolle weben. Ihre Skulpturen beziehen nicht nur unterschiedlichste Materialien, sondern auch zeitlich wie geografisch entlegene Kulturen – wie beispielsweise die keltische – sinnfällig ein. Um an diesem weitverzweigten Reichtum als Betrachter teilhaben zu können, empfiehlt es sich, die Spur dessen aufzunehmen, was praktisch allen Werken gemeinsam ist: Eine sich selbst und die Welt erforschende Reise.
(Quelle: Petra Rinck Galerie)