
Ein Interview im Salon des Amateurs mit Lena Willikens und Yasmina Dexter
Zu Gast bei der Live Lab Studios Clubnacht: Yasmina Dexter & Lena Willikens
Lena Willikens ist ehemalige Resident-DJ des Salon des Amateurs, Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf, Künstlerin, Musikerin und Produzentin. Yasmina Dexter aka Pandora’s Jukebox hat in London Modedesign studiert, ist DJ und hat 2015 zum ersten Mal im Salon des Amateurs aufgelegt. Ihre vielschichtigen Klangassemblagen bilden akustische Kulissen für Kunstinstallationen, Aftershow-Partys, Videoclips und Laufstegshows der internationalen Modeavantgarde. Beide Frauen sind seit Jahren aus der internationalen Clubszene nicht wegzudenken. Musik, Mode, Kunst – interdisziplinär zu arbeiten ist für sie vor allem eines: selbstverständlich. Welche Rollen der Salon des Amateurs, Kraftwerk und Andreas Gursky im Leben der Beiden spielen, haben wir im Interview anlässlich einer Clubnacht von Live Lab Studios erfahren.
Lena, du bist Absolventin der Düsseldorfer Kunstakademie und realisierst Projekte im Kunstkontext. Wie vermischen sich Kunst und Musik in deiner Arbeit?
LW: Ich arbeite genreübergreifend und eng mit der Kölner Künstlerin Sarah Szczesny zusammen, die ebenfalls an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat. Sie erkundet mögliche Ausweitungen des Mediums Malerei in andere Bereiche kultureller Produktion und wir stehen seit Jahren im künstlerischen Austausch. Daraus entstand das „Phantom Kino Ballett“, eine Collage aus Sound, Video, Performance und Installation. In ihr verbinden sich jeweils eigens produzierte Videos und Musik mit angeeigneten Bild-, Film- und Soundfragmenten. Unsere akustischen und visuellen Erzählungen materialisieren sich als Schallplatten, in Musikvideos, Performances, Kostümen und Installationen.

Yasmina, du arbeitest für Marken wie Gucci, Fendi und Acne Studios. Welche Beziehung hast du zur Mode?
YD: Meine Mutter war Textildesignerin und ich habe Modedesign studiert. Insofern habe ich seit jeher ein enges Verhältnis zur Mode. In meiner Jugend habe ich Mode und Musik gleichermaßen geliebt, aber es schien mir eher möglich, mit Mode ein Leben aufzubauen, daher habe ich mich damals für Modedesign entschieden.
In den Mid-Nineties warst du eine der wenigen weiblichen DJs in London. Wie war das für dich?
YD: Ich kam mit 19 Jahren nach London und fing fünf Jahre später an aufzulegen. Als Frau war ich damals nicht sehr willkommen, man erwartete von mir, mich sexy zu geben. Ich habe dann jedoch meinen eigenen Weg gefunden, habe für Modelabels Musik für ihre Schauen gemacht und in Bars aufgelegt, was damals auch eher ungewöhnlich war.


Ist das dein erster Auftritt in Düsseldorf?
YD: Oh nein, ich habe bereits 2015 im Salon des Amateurs aufgelegt, gemeinsam mit den Künstler*innen Wu Tsang und Boychild, die in der Kunsthalle an der Gruppenausstellung „Real Humans“ teilnahmen. Danach fragte mich Detlef Weinrich, der Mitbegründer des Clubs, ob ich mit ihm einen Abend Musik machen wollte, und daraus resultierte eine Einladung von Andreas Gursky, der mich zur Abschlussfeier eines Jahrgangs seiner Fotoklasse an die Kunstakademie nach Düsseldorf holte. Es ist also das vierte Mal, dass ich in Düsseldorf auflege.
Ist der Salon des Amateurs ein besonderer Ort für dich?
YD: Ja, absolut! Es herrscht ein ganz spezieller Vibe. Die Einrichtung ist sehr minimalistisch und kompromisslos und ich mag die Leute, die dort hinkommen. Ich empfinde das Publikum als sehr vielfältig.
Lena, du hast ja eine ganz andere Geschichte mit dem Salon.
LW: Ja, in der Tat. Ich bin dort quasi aufgewachsen. Ich habe als Türsteherin angefangen, dann im Service gearbeitet, da hatte ich schon lange Platten gesammelt. Nach und nach habe ich angefangen, meine Musik aufzulegen. Ich konnte noch nicht mixen, aber das spielte keine Rolle. Es ging mehr darum sich auszutauschen. Die aufregende Musik, die man gefunden hatte, zu teilen. Im Nachhinein weiß ich, welch großes Glück ich hatte, dass es den Salon gab, in dem ich mich austoben und ausprobieren konnte.

Der Salon des Amateurs steht in einer langen Düsseldorfer Tradition elektronischer Musik. Wie bist du mit Electronica in Berührung gekommen, Yasmina?
YD: In meiner Kindheit habe ich sozusagen auf sie gewartet. Als ich dann die erste elektronische Musik hörte – ich erinnere mich, dass „Love Is a stranger“ von den Eurythmics im Radio lief, als ich acht oder neun Jahre alt war –, fühlte ich mich geradezu überwältigt. Damals lebte ich in einem kleinen Städtchen an der italienisch-slowenischen Grenze. Mit der Musik von Jean-Michel Jarre, Kraftwerk und Depeche Mode eröffnete sich mir eine ganz neue Welt.
Wie stark hat Kraftwerk dich beeinflusst?
YD: Kraftwerk und Art of Noise waren meine Lieblingsbands. Ich hatte eine Kassette, die auf der einen Seite mit Kraftwerk und auf der anderen mit Art of Noise bespielt war. Ich habe sie bis zum Umfallen gehört.

Lena, wie ist deine Verbindung zu Kraftwerk?
LW: Meine zweite Wohnung war auf der Mintropstraße über dem „Klein Paris“, gegenüber dem Kling-Klang-Studio. Als ich einzog, war ich sehr aufgeregt, da ich wusste, dass ich früher oder später ein Mitglied von Kraftwerk treffen werde. Und tatsächlich, bereits in der Renovierungsphase kam es dazu: Ich holte mir in einer kleinen Pizzeria etwas zu essen – und plötzlich stand Florian Schneider-Esleben hinter mir. Sie nahmen damals für die Expo ein Stück auf.
Wie empfindet ihr beide die Verschmelzung von Mode, Musik und Kunst?
YD: Es gab immer eine Verbindung, aber in den letzten zehn Jahren ist sie enger geworden. Leute aus der Musikbranche möchten verstärkt in der Mode arbeiten. Ich möchte lieber Underground sein und dort auch bleiben. Popkultur verwirrt mich eher. Doch durch die Arbeit mit den Modebrands habe ich meine Crew gefunden, einen kleinen Kreis von Leuten, mit denen ich zum Beispiel mit der Abschlussparty „Cicciolina“ immer das Ende der Pariser Fashion Week ausrichte.
LW: Sound ist so eine wichtige Komponente in der Kunstwelt. Und durch Social Media hat sich eine große Veränderung ergeben: Videos erfahren mehr Resonanz als Bilder und für viele Videos braucht man Sound. Insofern ist Musik nun noch mehr in den Fokus gerückt.
Interview: Ilona Marx
Titelbild: Ben Benoliel, Fotos Lena Willikens: Katja Ruge
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