So schmeckt die Ferne

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So schmeckt die Ferne

Sechs Länderküchen, die euren kulinarischen Horizont erweitern

Die subtilen Aromen einer sorgsam komponierten Sushi-Variation genießt ihr stilecht in Little Tokyo. Ein exzellent zubereitetes französisches Muschel- oder spanischen Fischgericht bedeutet puren Genuss. Der Überraschungseffekt, den das würzig-süße Thai-Basilikum mit sich bringt, wenn man es zum ersten Mal isst, bleibt in Erinnerung. Ganz zu schweigen von dem nachhaltigen kulinarischen Eindruck, den ein wirklich scharfer Papayasalat hinterlässt. Es gibt so viele Gründe, sich immer wieder aufzumachen, um die Küchen dieser Welt zu erkunden. Denn was ist erlebnisreicher, was befriedigender, als die kulturelle Vielfalt eines Landes anhand seiner kulinarischen Spezialitäten kennenzulernen. Wir haben alle Sinne aktiviert und uns die Frage gestellt: Welche Länderküchen lassen sich bei uns besonders gut erforschen? Hier unsere Reiseroute durch die Düsseldorfer Gastroszene samt einer Auswahl an ländertypischen Köstlichkeiten.

Japan – Sushi, Ramen & Wagyu

Essen ist Kultur – nirgendwo in der Stadt wird diese an sich simple Gleichung so schöpferisch, unkompliziert und doch immer auf den Punkt gelebt wie in Little Tokyo rund um die Immermannstraße. Angefangen von den Sushi-Bars und Ramen-Läden, die ihr hier an jeder Ecke findet, über die Izakaya mit Holzkohlegrill (eine in Japan sehr beliebte Form der Kneipe) bis hin zu den Cafés und Patisserien: Das Spektrum an authentischer japanischer Gastronomie ist in dieser Dichte in Europa einzigartig. Dass Düsseldorf mit dem Nagaya und Yoshi by Nagaya gleich zwei der deutschlandweit fünf für japanische Küche vergebenen Michelin-Sternen auf sich vereint, rundet die Sache nach obenhin ab. Doch Spezialitäten wie Wagyu und Co. Sind im Japan-Viertel auch schon für kleineres Geld zu haben, zum Beispiel als Grillspieß, wie ihn die Izakaya Kushitei of Tokyo serviert. Wer sich lieber an die Selbstzubereitung seines Wagyu auf dem Tischgrill machen möchte, kann auch mal bei Ah-Un in Lörick vorbeischauen. Ein vor einigen Monaten eröffneter Ableger von Kushitei ist Hokkaido Kitchen Zero Banchi, spezialisiert auf Gerichte aus Hokkaido, der großen Insel im Norden Japans. Wenig überraschend: Auch Sushi und Sashimi finden sich in Little Tokyo in sehr guter Qualität (zum Beispiel im alteingesessenen Restaurant Yabase, im Nagomi oder King Fusion), aber nicht nur hier, sondern auch von Pempelfort (im Sumi oder im Roku, dem dritten Restaurant von Sternekoch Yoshizumi Nagaya, hier begleitet von exzellenten Weinen) über Unterbilk (Kyodaina Poke & Sushi) bis Kaiserswerth (4 Seasons). Für eine heiße Nudelsuppe samt Extraportion Umami lohnt sich das Warten in der Schlange bei Naniwa – und das schon seit 1986. Gut besucht ist auch der Ramen-Laden Takeichi. Handgemachte Buchweizennudeln gibt es im Soba-An. Und da japanischer Lifestyle immer auch Pop ist, gönnt ihr euch zum Dessert noch ein quietschbuntes Törtchen mit Matcha-Mousse im Café Number 18 oder ein paar frische Taiyaki bei Bing Go: Die gefüllten Waffeln in Fischform kennt in Japan jedes Kind.

Korea – Bulgogi, Bibimbab & Bingsu

Wusstet ihr, dass die koreanische Küche etwa 200 verschiedene Kimchi-Arten kennt? Doch der fermentierte Kohl, der oft eine gute Portion Schärfe zum Essen beisteuert und außerdem überaus gesund ist, ist beileibe nicht das einzige Lebensmittel, das in Korea eine variantenreiche Zubereitung erfährt. Und diese Kreativität spiegelt sich in Düsseldorf nirgends lebendiger, als in der Gegend rund um die Oststraße. Von Little Tokyo nach Little Seoul ist es tatsächlich nur ein Katzensprung. Und auch kulinarisch gibt es durchaus Parallelen zwischen den beiden Länderküchen, zumindest für den westlichen Gaumen. Doch genauer hinschmecken lohnt sich. Vielleicht startet ihr im Seoul auf der Klosterstraße. Denn in diesem Familienbetrieb, der die Küchentraditionen der West- und Ostregionen Südkoreas verschmilzt (und der sein Kimchi selbst herstellt) serviert man euch eine große Auswahl an Banchan, kleine Köstlichkeiten zum Teilen. Schließlich ist Teilen auch der Schlüssel zur koreanischen Geselligkeit. Um ebendiese dreht es sich auch beim Korean BBQ. Buchstäbliche Hotspots: das Gogimatcha und natürlich das Korea Haus/Han Kook Kwan. Hier könnt ihr auf einem im Tisch eingelassenen Grill euer Fleisch selbst zubereiten. Im Pozangmatcha/Finanzämtche hingegen kommen im skurrilen Ambiente einer ehemaligen deutschen Kneipe die Korean Chicken Wings bereits knusprig auf den Tisch. Wer Bibimbab liebt, das im heißen Tontopf servierte Reisgericht mit viel frischem Gemüse, ist bei Gusan auf der Stresemannstraße gut beraten. Im YoGi bestellt die multinationale junge Klientel unter anderem gerne Bulgogi (gegrilltes Rind- oder Schweinefleisch). Und im Seoul Deli, etwas ab vom Schuss auf der Gerresheimer Straße, wandert seit knapp anderthalb Jahren authentisches Streetfood made by Dodo & Jojo über den Tresen, darunter Korean Corn Dogs (Hotdogs am Stiel mit verschiedenen Toppings). Den Nachtisch? Bekommt ihr in der Bäckerei Soboro. Oder ihr ordert Bingsu im Namu Café, eine koreanische Eisvariante, die es dort auch mit Soja-, Hafer-, Mandel- oder Kokosnussmilch gibt.

China – Dim Sum, Hot Pot & chinesische Foie gras

Für die chinesische Küche gilt: Bloß keine Berührungsängste! „Be curious“ ermuntern nicht nur Frau Chen und Herr Dorsch, die Köpfe hinter dem 2021 auf der Klosterstraße eröffneten Restaurant Green Light District, ihre Kundschaft. Wobei das Duo den Leitspruch mit ihrer „Innovative Chinese Cuisine“ ganz besonders detailverliebt mit Leben füllt. Wo sonst findet sich eine Karte, die aufgemacht ist wie eine Tageszeitung, ein Gericht, das mit „Tofucreme sorgt für neue Französische Revolution“ betitelt ist, und mit „chinesischer Foie gras“ aus Entenleber und fermentierter, roter Tofucreme mit rote Beete-Saft und Sesamöl aufwartet? Allerdings: Auch das Hashi auf der Ackerstraße probt mit seiner „Petit Chinoiserie“ und Kompositionen wie gedämpften Austern mit Shanghai-Kartoffelsalat oder Hirsch-Wantans den Spagat zwischen Ost und West, genau wie der Böse Chinese mit seinen zwei Dependancen. Im Cooking Dad auf der Birkenstraße sind es derweil die Klassiker, die den Ruf des Familienbetriebs begründen, allen voran die Peking Ente. Die Gerichte mögen einer traditionellen Zubereitung folgen, das Ambiente im Cooking Dad ist eher typisch Flingern als Peking. Auch das kleine, familiäre Fu by Meister Wang auf der Pionierstraße räumt mit dem Vorurteil auf, dass gute chinesische Küche oft in eher kargen Räumen serviert wird, und verführt darüber hinaus mit hervorragenden hausgemachten Nudeln (ebensolche gibt es auch bei Gingerboy). Schlicht, aber oho ist das Dim Sum Gourmet auf der Brunnenstraße, das (wie das Tao China Bistro Dim Sum in Pempelfort) seine Spezialität im Namen führt: kleine gedämpfte oder frittierte Köstlichkeiten nach kantonesischer Art. Authentisch in jeder Hinsicht und mit umfangreicher Karte: Tsun-Gai (vom gedämpften Tintenfisch bis zur Dampfnudel mit süßer Lotusnuss-Füllung), Three Kingdoms (ganze gegrillte Fische, zum Beispiel in scharfer Szechuansoße) und Dschunke (Quallensalat mit tausendjährigem Ei), allesamt in Bahnhofs-/Oststraßen-Nähe. Hot Pot, das chinesische Fondue, bekommt ihr im selben Kiez bei XiaoLongKan.   

Frankreich – Saint Jacques, Steak Frites & französischer Gin

Unterbrechen wir unseren Trip durch die Länderküchen kurz für eine Bestandsaufnahme, denn eines hat auch uns überrascht: Selbst die traditionsbewusste chinesische Küche versperrt sich dem Crossover nicht. Einige Düsseldorfer Protagonist*innen orientieren sich dabei offensichtlich mit Vorliebe an den Errungenschaften unseres kulinarisch versierten Nachbarn: Frankreich. Verständlich, nicht umsonst ist das Wort „Gourmet“ ein französisches. Und das Schöne ist: Um euch der französischen Kochkunst hinzugeben, müsst ihr nicht unbedingt ein Sternerestaurant betreten. Wobei: Ein Besuch in den mit je einem Michelin-Stern prämierten Restaurants Im Schiffchen und Le Flair ist definitiv ein Erlebnis. Schiffchen-Chef Jean-Claude Bourgueil kennt nicht umsonst die ganze Stadt, Dany Cerf, Patron des Le Flair, ist sein Schüler. Doch exzellente Produkte und bestes Küchenhandwerk lassen sich in Düsseldorf auch in vielen Bistros und Brasserien genießen, darunter das Bistro Fatal im Flingeraner Kiez. Und wer steht hier am Herd und macht sich mithilfe regionaler, oft vegetarischer Zutaten an die Neuinterpretation von Spezialitäten wie Saint Jacques oder Croque (sic!) au vin? Richtig, Alexandre Bourgueil, Sohn von Jean-Claude Bourgueil. Die Brasserie Stadthaus auf der Mühlenstraße serviert französische Klassiker unter, Zitat, „Düsseldorfs schönster Kassettendecke“. Das ebenfalls in der Altstadt beheimatete Parlin (ein Kompositum aus Paris und Berlin) trägt seine Mission schon im Namen. Gleiches gilt für das La Bouillabaisse – nicht zu vergessen: The Paris Club im 25hours Hotel. Mit hausgemachter Patisserie und Bistroküche samt leckerer Weine punktet das Rocaille in Derendorf. Und im Linksrheinischen gibt es seit vergangenem Jahr zwei neue Anlaufstellen in Sachen Savoir vivre: Auf der Hansaallee ist das Anouki an den Start gegangen, unter anderem mit Klassikern wie Moules Marinières und Steak Frites. Das bretonische Bistro Chez Lio am Barbarossaplatz unter der Leitung von Jennifer und Doris Hülsmann ergänzt nun kongenial die Brasserie Hülsmann. Eine Bereicherung im Rechtsrheinischen ist die frankophile Lupin Gin Bar auf der Ackerstraße. Und für das Croque Monsieur am Morgen danach: ab zu Les Halles St. Honoré oder ins Café de France!

Spanien/Portugal – Tapas, Petiscos & Pescado a la plancha

Wir können uns nicht entscheiden: Wer serviert den leckersten Fisch? Und wessen Tapas (oder Petiscos, wie es auf Portugiesisch heißt) machen so richtig Sehnsucht nach Bar-Hopping im gut gelaunten Gewusel einer südeuropäischen Metropole? Eine Luxusfrage, denn sowohl die spanische als auch die portugiesische Küche sind verführerisch frisch und haben oft viel Temperament. Wie im Clube Português. Seit bald zwei Jahrzehnten ist das Lokal auf der Erkrather Straße, unweit der linksalternativen Kiefernstraße, die legitimierte Instanz, wenn es um Gambas in Knoblauch, Dorade in Salzkruste oder Pastel de Nata geht. Und wer schon mal in Lissabon war, weiß sicher auch den portugiesischen Sauerkirschlikör Ginjinha zu schätzen, der hier zum Abschluss über die buntgekachelte Theke geht. Fast möchte man den Gastgebern Armando Cortes, Filipe Castelo und Jose Esteves missionarischen Eifer unterstellen. Denn mit dem Cave Tapas und dem Frango Português betreibt das Trio noch zwei weitere portugiesische Gastronomien auf der Erkrather Straße. Perfektes Portugal-Feeling mit argentinischer Note gibt’s im kleinen Barril Fado & Tango auf der Friedenstraße. Fest in spanischer Hand hingegen – der Volksmund kündet davon – ist die „spanische Gasse“, offiziell Schneider-Wibbel-Gasse, in der Altstadt. Ein Traditionslokal hier: das El Amigo. Ein weiterer Altstadtklassiker ist das El Lazo auf der Bolkerstraße, nicht nur für spanische Spezialitäten seit 1975 (!) eine bekannte Adresse, sondern auch wegen der argentinischen Steaks vom Holzkohlegrill. Ein paar Meter weiter auf der Berger Straße versorgt euch die Taparia La Copa mit kleinen Köstlichkeiten wie Pimientos de Padrón, gegrillten Babycalamares oder Hänchenleber in Weißweinsauce. In der stylischen 20° Restobar im Andreas-Quartier vermählen sich das unkomplizierte Spanien und das etwas gediegenere Düsseldorf. Doch insbesondere für Tapas lohnt sich auch ein Abstecher in die Stadtteile, wie nach Pempelfort ins La Copita. Oder in die Taberna Española. Beheimatet ist dieser Spanier, der auch portugiesische Klassiker serviert, auf der Wielandstraße, in den ehemaligen Räumen des El Ömmes – einer weiteren Tapas-Legende, die mittlerweile an den Flinger Broich gewechselt ist. Bienvenidos auch in Oberkassel, im kleinen Sabor de España! Oder in Friedrichstadt. Hier lädt das familiäre Sol y Sombra zu seinem Spanientrip.

Thailand/Vietnam – Tom Kha Gai, Phở & Bánh mì

Zum Abschluss unserer kulinarischen Reise noch mal zurück nach Asien. Denn ohne einen Abstecher nach Thailand und Vietnam bleibt der Trip unvollendet. Warum? Wer Soulfood liebt, kommt an diesen beiden Länderküchen nicht vorbei. Auch hier finden sich einige der lohnenswerten Adressen rund um die Oststraße, allen voran das Sila Thai. In dem Restaurant Ecke Bahn- und Charlottenstraße entfaltet die thailändische Kultur ihre ganze Magie, und so eignet sich das Sila Thai auch für besondere Anlässe. Nicht nur der beeindruckenden Holzschnitzereien und Steinmetzarbeiten wegen. Schon beim Studieren der Karte meint man ihn wahrzunehmen, den Duft der traditionellen Tom Kha Gai oder eines Gerichtes wie Gaeng Kheuw Wahn Gung, Riesengarnelen mit grüner Curry-Kokosmilch-Sauce an Thai-Gemüse. Ein stilvolles Ambiente erwartet euch auch im Lay Thai. Bald ein Vierteljahrhundert war das Restaurant in Monheim beheimatet, nach der Übergabe durch die Mutter an den Sohn ist es 2019 nach Düsseltal auf die Weseler Straße gewechselt. Auf der Friedrichstraße gibt es in Sachen südostasiatische Küche gleich zwei verlässliche Adressen: das alteingesessene Mekong und das etwas lockerere Lé’ger. Und ums Eck auf der Herzogstraße sitzt mit dem Phoenix einer der ältesten Vietnamesen der Stadt. Ihr steht eher auf Garküchenflair? Im Ayutthaya Thai Imbiss auf der Behrenstraße fühlt ich euch bestimmt wohl – und der scharfe Papayasalat ist tatsächlich scharf! Ganz offiziell dem Vietnamese Street Food verschrieben hat sich Tô 1980auf der Graf-Adolf-Straße. Hier sieht man am Wochenende auch schon mal wartende Grüppchen, der Ableger Tô 1980 Vegan auf der Immermannstraße ist nicht minder beliebt. Die Macher*innen stammen aus Nam Dinh, einer kleinen Stadt südlich von Hanoi, die als Heimat des vietnamesischen Nationalgerichts, der Phở gilt. Das Phox auf der benachbarten Stresemannstraße widmet die Sonn- und Feiertage gar ausschließlich der Phở und weiteren Suppen, begleitet durch Vorspeisen wie Sommerrollen oder Mini-Pancakes. Noch nie ein vietnamesisches Sandwich probiert? Das Ăn Bánh Mì mit Dependancen in Unterbilk und Flingern ist Spezialist für diese luftigen Baguettes in verschiedenen, auch vegetarischen Variationen – von Spicy Tuna bis Lemongrass Tofu. 

Dieser Beitrag ist gefördert durch REACT-EU.

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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