Klassische Moderne im K20

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Klassische Moderne im K20

Diese wegweisenden Bilder könnt ihr im K20 entdecken.

Die Kunstsammlung NRW beherbergt Werke von Weltruf. Während im Ständehaus die Kunst des 21. Jahrhundert – daher K21 – ihre Heimat hat, finden sich die modernen Klassiker des 20. Jahrhunderts im Stammhaus am Grabbeplatz, dem K20. Neben wechselnden Ausstellungen könnt ihr dort auch eine Reise in die Entstehung der modernen Kunst unternehmen. Viele der wichtigsten Vertreter*innen der klassischen Moderne, die für die weitere Entwicklung der zeitgenössischen Kunst wegweisend waren, sind hier ausgestellt. Wir stellen euch sechs sehenswerte Bilder vor.

Die wohl erste abstrakte Komposition

Wassily Kandinsky: Komposition IV, 1911. Foto: Kunstsammlung NRW/Achim Kukulies

Wilde Pinselstriche, knallige Farbe, abstrakte Formen: Als Wassily Kandinsky 1911 dieses Bild malte, kam das einer Revolution in der Malerei gleich. In insgesamt zehn Kompositionen bereitete Kandinsky den Weg in die abstrakte Malerei. Das Düsseldorfer Exemplar ist die „Komposition IV“, für andere Werke aus diesem Zyklus müsst ihr unter anderem nach New York ins Guggenheim-Museum oder ins Münchner Lenbachhaus. Mit seinen Kompositionen schuf der Maler eine ganz neue Bildsprache, die auf der gleichwertigen Bedeutung von Linie und Farbe aufbaut. In der Dauerausstellung des K20 könnt ihr noch Kandinskys Spätwerk „Komposition X“ bestaunen.

Der dekonstruierte Eiffelturm

Robert Delaunay: La tour aux rideaus, 1910. Foto: Kunstsammlung NRW

Weniger abstrakt, aber genauso interessant ist das Bild „La tour aux rideaux“ von Robert Delaunay aus dem Jahre 1910. Durch Vorhänge seht ihr hier einen dekonstruierten Eiffelturm, der damals als das Symbol der Modernität galt. Zwischen 1909 und 1912, parallel zu Wassily Kandinsky, entwickelte der Franzose Delaunay eine Bildsprache, die zur Abstraktion und zur Malerei der reinen Farbe führte. Seine 1909 begonnene Reihe der Eiffelturm-Bilder umfasst mehr als 30 Arbeiten. Eine zweite Serie von viel bunteren Türmen legte der Maler in den 1920er Jahren nach. Im Düsseldorfer Gemälde sieht man den 300 Meter hohen Eiffelturm, das damals höchste Bauwerk der Welt, entsprechend den Prinzipien des analytischen Kubismus zerschnitten. Weitere Werke aus dem Turm-Zyklus könnt ihr im Guggenheim-Museum, dem Art Institute of Chicago aber auch dem Museum Folkwang in Essen begutachten. 

Wilde Tanzszene

Ernst Ludwig Kirchner: N*tanz, 1911. Foto: Kunstsammlungen NRW

Was für wahnsinnige Jahre 1910 und 1911 in der Malerei waren, zeigt das Bild „N*tanz“ von Ernst Ludwig Kirchner (1911). Für Kirchners expressionistische Stilentwicklung sind Paar- und Tanzszenen ein zentrales Motiv. In dem Gemälde stellt er die Tänzer*innen anonymisiert dar und gibt keine Hinweise auf ihre Identität. Stattdessen stehen im Bild die Bewegung und der Rausch im Vordergrund. So sind die Kraft und Vitalität des eng umschlungenen Tanzpaares durch die Leinwand förmlich zu spüren. Inspiration für die expressionistischen Tanzszenen fand Ernst Ludwig Kirchner in den vielen Variétés und Zirkussen der damaligen Zeit. Mit seiner Dresdner Künstlergruppe „Die Brücke“ war er einer der Gründerväter des Expressionismus. Einige seiner berühmten Straßenszenen hängen ebenfalls im K20. 

Kirch- und Stahlturm 

August Macke: Kathedrale zu Freiburg in der Schweiz, 1914. Foto: Kunstsammlung NRW

August Macke schuf das Gemälde „Kathedrale zu Freiburg in der Schweiz“ 1914 nach einem Ausflug nach Freiburg. Die gotische Kathedrale der Stadt hatte ihn nachhaltig beeindruckt. Das kleine Gemälde ist eines seiner letzten Werke. Macke, einer der wichtigsten Vertreter*innen des Expressionismus, fiel zwei Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf den Schlachtfeldern der Champagne. Charakteristisch für seine Malerei ist die Kombination großer Flächen mit kleineren Form-Ensembles und Figürlichem. Die abgeklärte Formensprache verbindet er mit einer zurückhaltenden Farbpalette. Als markante Abweichung von der Wirklichkeit und künstlerische Reminiszenz an Delaunays Eiffelturm-Bilder ist die Ergänzung des Stahlturms rechts von der Kathedrale zu sehen, den Macke aus rein bildkonstruktiven Gründen anstelle einiger historischer Gebäude verwendete.

Tunesisches Kamel im Wald

Paul Klee: Kamel (in rhythmischer baumlandschaft), 1920. Foto: Kunstsammlung NRW

Eines der Schlüsselwerke des vielseitigen Künstlers Paul Klee könnt ihr in der ständigen Sammlung der Kunstsammlungen NRW bestaunen: Kamel (in rhythmischer Baumlandschaft). Das 1920 entstandene Werk ist ein Beispiel für das malerische Können Klees. Einerseits könnt ihr das Kamel zwischen den Bäumen einwandfrei erkennen. Andererseits ist es eine abstrakte Arbeit, die mit Farbigkeit und lediglich durch Kreise und Striche angedeutete Landschaft besticht. Die Beschäftigung mit dem Kamel stammt aus einer für die Kunstgeschichte höchst interessanten Reise 1914 nach Tunis – mit dabei waren neben Paul Klee auch August Macke und Louis Moilliet.

Konstruktivistische Raumillusion 

El Lissitzky: Proun G 7, 1923. Foto: Kunstsammlung NRW

Fast versteckt und unauffällig hängt El Lissitzkys „Proun G 7“ aus dem Jahr 1923 im K20. Erst bei längerem Hinsehen gibt das kleine, abstrakte Gemälde sein Geheimnis preis. Denn nach einiger Zeit erscheinen die zweidimensionalen Elemente räumlich, ordnen sich schräg oder parallel zur Bildfläche an. So erzeugt das Bild eine Raumillusion, die euch aktiv in das Bild hineinzieht. Der Avantgardist Lissitzky bezeichnete seine Prounen-Bilder als „Umsteigestationen von Malerei zu Architektur“. Denn Lissitzky war nicht nur an Kunst interessiert, sondern trieb auch die künstlerische Entwicklung von Architektur, Typografie und Fotografie voran. Im K20 könnt ihr eine seiner Prounen auf euch wirken lassen. 

Dieser Beitrag ist gefördert durch REACT-EU.

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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