Genuss am Fluss

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Genuss am Fluss

Interview mit Philipp Elsbrock

Man könnte Philipp Elsbrock einen Rückkehrer nennen. Als solcher hat er natürlich einen besonderen Blick auf Düsseldorf. Der Chefredakteur der Gourmet-Sparte des „Falstaff“-Magazins studierte zunächst Allgemeine Sprachwissenschaft, Romanische Philologie und Philosophie an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, bevor ihn sein journalistisches Interesse an die Hamburger Henri-Nannen-Schule führte. Zwei Jahre im Berliner Politikjournalismus folgten, bis Elsbrock zunächst gelegentlich und dann dauerhaft über Genuss und das schöne Leben schrieb: als Redakteur des „Feinschmeckers“ mit Sitz in Hamburg. Die Weichen für seine spätere Karriere bei „Falstaff“ mit Sitz am Düsseldorfer Carlsplatz waren gestellt – so kehrte Elsbrock nach zehn Jahren zurück an den Rhein. Im Interview spricht Elsbrock über das breite kulinarische Spektrum seiner Wahlheimat, die neue Art, in entspannter Atmosphäre guten Wein zu genießen, und seine Vorliebe für das Leben am Wasser. 

Du bist vor zwei Jahren von der Elbe an den Rhein zurückgekommen. Wie hat sich deine Wahrnehmung von Düsseldorf verändert?

Nun, ich kannte Düsseldorf aus Studienzeiten. Damals war ich viel im Zakk unterwegs, habe die letzten Jahre des Unique Clubs miterlebt. Ein Studienkollege war mit einer Koreanerin verheiratet, und so bin ich auch damals schon mit der asiatischen Esskultur in Berührung gekommen. Als ich später in Hamburg lebte, war ich oft zur ProWein in Düsseldorf. Zur Messezeit habe ich immer wieder Abende in Top-Lokalen verbracht, was mir die Möglichkeit gab, die hiesige Gourmet-Szene zu erkunden. Dennoch habe ich die Stadt, als ich hierher zurückzog, noch einmal neu kennengelernt.

Du hast in Hamburg, Berlin und auch ein Jahr in Salamanca gelebt, das für seine reiche Tapas-Kultur bekannt ist. Wo gehst du in Düsseldorf aus?

Es gibt einige Lokale, die ich sehr mag. Die Mischung aus entspannter Atmosphäre und hohem Qualitätsanspruch im Pink Pepper im Steigenberger Parkhotel ist in meinen Augen bemerkenswert. Benjamin Kriegel ist ein herausragender Koch, und dank seiner Frau Ramona Kriegel trifft seine Gourmetküche hier auf einen exzellenten Service.  

Aber auch Sushi wie im Maruyasu findest du in dieser Qualität in keiner anderen deutschen Stadt. Die Ramen-Bars und die koreanischen Restaurants sind ebenfalls fantastisch. Küche und Wein in der Bar Olio sind auch von hervorragender Qualität. Neulich erst habe ich das Rubens für mich entdeckt, einen Österreicher auf der Kaiserstraße, in dem der kulinarische Reichtum der Alpenküche gefeiert wird. Im Em Brass bekommst du ein Hauptgericht unter 20 Euro, dennoch gibt es dort eine außergewöhnliche Weinkarte.

Casual fine drinking sozusagen?

Ja, das ist eine Entwicklung, die sich auch andernorts niederschlägt: Sebastian Georgi, der Inhaber der Pizzeria NineOfive auf der Ackerstraße, war früher Sommelier in der Spitzengastronomie und hat die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt. Er bietet ein legeres Konzept, in dem neapolitanische Pizza von hochqualitativem Wein flankiert wird.

Und was sind in deinen Augen die interessantesten Gastro-Neuigkeiten in Düsseldorf? 

Bartender David Rippen hat ja die LiQ Bar übernommen, und der Berliner Kult-Imbiss am Graf-Adolf-Platz in Düsseldorf bekommt von Fabian Veldmann und Toni Askitis gerade neues Leben eingehaucht. Die beiden verbinden Pommes mit gutem Wein. Du siehst, dieses Prinzip macht gerade überall Schule. 

Warum hat „Falstaff“, dessen Hauptsitz ja in Wien ist, seine deutsche Dependance in Düsseldorf angesiedelt? Welche Bedeutung hat der Standort für das Magazin?

Dafür gibt es wohl verschiedene Gründe. Zum einen hat die frühere „Falstaff“-Herausgeberin in Düsseldorf gewohnt. Dazu kommt der internationale Flughafen und der Umstand, dass du von hier aus schnell in den Weinbaugebieten bist. Aber natürlich spielt auch die lokale Food-Szene eine Rolle. Der Verlag sitzt passenderweise am Carlsplatz, gleich gegenüber von der Bäckerei Hinkel. Dass mit der ProWein die Leitmesse für Wein und Spirituosen in Düsseldorf stattfindet, ist auch ein Standortvorteil. Und nicht zuletzt mögen meine Wiener Kolleg*innen Düsseldorf, weil es für sie ein Synonym für elegante Mode und eine aufregende Kunstszene ist.

Was würdest du vermissen, wenn du wieder fortgehen würdest? 

Die Brauhauskultur. Früher schon bin ich mit meinen Kolleg*innen nach der ProWein, bei der man ja mitunter stundenlang Weine probiert, mit dem Taxi in die nächste Brauerei gefahren. Wir brauchten einfach einen rustikalen Absacker, und da leistete uns ein abschließendes Altbier gute Dienste. Dazu musst du wissen: Ich mag die rheinische Mentalität. Man setzt sich zu jemandem an den Tisch und kommt ins Gespräch.   

Als Chefredakteur siehst du viel, musst aber auch immer wieder neue Ideen einbringen. Was inspiriert dich?

Mich inspiriert es, Leute zu treffen, die sich mit Leib und Seele einer Sache verschrieben haben – wenn sich beispielsweise ein Koch auf die Suche nach den allerbesten Zutaten macht. Das muss sich aber nicht gezwungenermaßen im kulinarischen Kontext abspielen, kann also genauso gut in der Kunst wie in der Küche sein. Um es allgemeiner auszurücken: Mich inspirieren Menschen, die Ideale haben und sie verfolgen. 

Wohin gehst du, wenn du abschalten willst?

Ich gehe gerne an den Rhein. Ich bin in Duisburg geboren und am Niederrhein aufgewachsen, für mich strahlt der breite Fluss diese angenehme Ruhe aus. Ich liebe es, einen Blick übers Wasser zu haben, in Hamburg konnte ich von meinem Büro in St. Pauli in zwei Minuten zum Hafen laufen. Wenn ich Zeit finde, fahren wir mit dem Fahrrad nach Kaiserswerth. Mit etwas mehr Zeit setzen wir uns ins Auto und fahren an die Nordsee – von hier aus bist du ja in zwei Stunden da!

Reportage von Ilona Marx und Sebastian Wolf (Fotos).

Dieser Beitrag ist gefördert durch REACT-EU.

Bilder: Düsseldorf Tourismus

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