Zu Besuch in Düsseltal: Ein Nachmittag auf der Rethelstraße

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Zu Besuch in Düsseltal: Ein Nachmittag auf der Rethelstraße

Im besonders bei Familien beliebten Viertel bleiben keine Wünsche offen

Allein seine Lage macht Düsseltal besonders: Der geografische Mittelpunkt Düsseldorfs liegt nämlich in der Gegend der Stadt. Sogar bestaunen lässt sich der Umstand, und zwar anhand einer Bronzetafel auf der Hans-Sachs-Straße! Das auch als Zooviertel bekannte Gebiet – schließlich ließen sich von 1876 bis ins Jahr 1943 hier Schimpansen, Elefanten, Affen, Löwen und Raubvögel im damals größten Käfig Europas beobachten – gilt als durchaus gehobenes. Trotzdem lässt sich hier auch für wenig (oder gar kein) Geld viel sehen.

Das Viertel entwickelte sich ursprünglich um die 1701 von Mönchen der Abtei Orval gegründete Klosteranlage. Vor allem Überfälle und der Rhein – konkret dessen wiederkehrendes Hochwasser – machten das Kloster nur wenige Jahre brauchbar. Ein neues Gelände musste her – und wurde auf dem Speckerhof nahe Grafenberg und dem heutigen Zoo-Viertel gefunden. „Düsselthal“ sollte das Kloster, dann eine Abtei, später heißen – und damit dem Viertel bis heute seinen Namen geben.

Los geht’s am Zoopark, einer gigantischen Grünfläche, die – wie der Name verrät – einst den Tierpark beherbergte. Von den frühen Morgen- bis in die späten Abendstunden spielt sich hier heute ein wichtiger gesellschaftlicher Teil des Düsseltaler Lebens ab: Um sechs Uhr begrüßen sich Jogger*innen mit anerkennenden Blicken, dass sie den inneren Schweinehund auch an diesem Tag zu besiegen wussten; wenig später schieben Mütter und Väter den Nachwuchs im Kinderwagen fürs erste Nickerchen umher. Hundebesitzer*innen stellen bei der Begegnung die alles entscheidende Frage („Hündin oder Rüde?“), um Anfeindungen ihrer Vierbeiner zu vermeiden. Vor dem Kiosk (Graf-Recke-Straße 10) entstehen beim Kauf von Zeitung, Kaffee-to-go oder „gemischter Tüte“ schnelle Gespräche zum Gesundheitszustand, der allgemeinen Weltlage oder dem Treffpunkt fürs Fußballspiel, „wenn die Eltern wegen der Hausaufgaben nicht mehr nerven“. An den Park angrenzend findet sich eine der sportlichen Institutionen Düsseldorfs: das Stadion an der Brehmstraße. Bis zum Umzug nach Rath die Heimat des Eishockey-Teams DEG, sorgten etliche Siege der Mannschaft hier einst für Jubelstürme der Fans.

Wusstet ihr, dass Stadion und Straße nach dem Zoologen und Tierschriftsteller Alfred Brehm  (1829-1884) benannt wurden? Er regte als Fan des Düsseldorfer Tierschutzvereins Fauna den Bau des Zoos an. Im Zweiten Weltkrieg völlig zerbombt, fand das Angebot, exotische Lebewesen auf wenige Meter Entfernung zu erleben, nie wieder zu seinen Glanzzeiten zurück. Exponate blieben trotzdem erhalten; ihr seht sie heute im Aquazoo in Stockum. 

Mehr als 300 Jahre später bildet die Einkaufs„meile“ Rethelstraße die lokale Anlaufstelle Düsseltals. Ihr Namensgeber war Alfred Rethel (1816 bis 1859), ein deutscher Historienmaler und Zeichner, der sein Können an der Kunstakademie Düsseldorf erlernte. Hier finden sich sowohl Läden des täglichen Lebens als auch Boutiquen und Fachgeschäfte. Durch die Straße laufen zudem die Straßenbahnlinien 706 und 708, die euch zum Beispiel nach Pempelfort und Hamm oder Flingern und Ober- sowie Unterbilk bringen würden. Doch zuerst gilt es natürlich, Düsseltal zu entdecken! Oder darf es nach dem Spaziergang durch den Zoopark erstmal eine Stärkung sein? Dann kehrt etwa ins „La Brisella“ (Rethelstraße 165) ein. Selbst an einem gewöhnlichen Montagabend bleibt kaum ein Tisch frei, zu gut erscheinen die Klassiker der italienischen Küche. Neben traditionellen Gerichten kostet ihr hier zum Beispiel von Thunfisch-Carpaccio, Schnecken „nach Art des Hauses“ oder Kalbsmedaillons in Gorgonzola-Soße. Auf keinen Fall entgehen lassen solltet ihr euch die Zabaglione, also die berühmte italienische Weinschaumcreme. Auch Spieler von Fortuna Düsseldorf sollen hier Gerüchten zufolge gern speisen. Ebenso gut esst ihr zum Beispiel im „Rheinton 2.0“ (Rethelstraße 143), in dem unter anderem – so verlockend – Kaisergranat mit Kimchi und fermentiertem Knoblauch, Brisket vom US-Beef mit Kritharaki, getrockneten Tomaten und Parmesan sowie Forelle mit Petersilienwurzel, Pumpernickel und Nussbutter auf der Speisekarte stehen. Auch das „Lay Thai“ (Weseler Straße 35) erfreut sich bester Bewertungen. Was darf’s sein? Die „weltberühmte“ säuerlich-leicht-scharfe Suppe mit Riesen-Garnelen, Chili, Champignons, Zitronengras und Zitronenblättern? Oder, extra scharf, Hühnerfleisch mit frischer Chili, Bambusstreifen, Paprika und grünen Bohnen? Alternativ gäbe es auch gebratene Reisnudeln mit Tofu, Tamarindensoße, Erdnüssen, Ei und Sojasprossen. Ihr entscheidet!

So groß die Auswahl an Restaurants und Gerichten erscheint, so wenig wollt ihr dem Zufall beim ersten (oder 138.) Date in eben jenen Lokalen überlassen. Was für viele von euch zu einem Abend mit dem oder der Liebsten dazugehört? Genau, ein Spritzer vom favorisierten Duft. Einen solchen bekommt ihr der „Parfümerie Becker“ (Rethelstraße 148) genauso wie in der „Parfümerie Platen“ (Rethelstraße 145). In Sachen Parfümerie tat sich auch in der Vergangenheit schon viel: Graf Adelberdt von der Recke-Volmerstein (1791-1878), der das zu Beginn erwähnte Kloster später in eine Rettungsanstalt für Waisenkinder umwandelte, baute im Zooviertel 1837 eine Fabrik zur Herstellung von Eau de Cologne auf. Doch zurück in die Gegenwart.

Wenige Schritte weiter, gelangt ihr in einen Hinterhof. Hier finden sich neben einem Fotostudio und einem Geschäft für Kinderzubehör („Hoppetosse Bartels Kinderwelt“, Rethelstraße 153, wie die folgend genannten Läden) auch eine Filiale von „Jacques’ Weindepot“ sowie „Sugarbird Cupcakes“ mit Backwaren, die in Einhorn-Optik, als Rübli-Törtchen oder Kinderschokoladen-Makrönchen daherkommen. Im Sommer verwandelt sich der Hof des Öfteren in einen „Place-to-be“. Und zwar dann, wenn die Lokale gemeinsam zum Weinfest laden – und die Nachbarschaft zusammenkommt, um zu plaudern und sich zu zu prosten, bis die Sterne über ihnen stehen. Falls ihr zum Event nicht vor Ort seid: Auch bei „Suli’s“ (Tußmannstraße 5) trinkt ihr gute ausgewählte Rote oder Weiße. Alternativ zu den süßen Törtchen findet ihr neben dem Eingang zum Hinterhof auch eine Filiale der Konditorei „Heinemann“.

Apropos Getreide, das in der Bäckerei tagtäglich Verwendung findet: Die ältesten Gebäude Düsseltals sind die Speckerhöfe sowie die Buscher Mühle, die in der Mulvanystraße liegt und schon im 14. Jahrhundert per Urkunde Erwähnung fand. Sie ist heute eine der wenigen erhaltenen Getreidemühlen entlang des Flusses Düssel.

Vorbeigehend an unter anderem der „Metzgerei und Feinkost-Manufaktur Ludwig“ (Rethelstraße 133) sowie dem Buchladen „Bolland & Böttcher“ (Rethelstraße 121), landet ihr an der Franklinbrücke. Hier erblickt ihr die bekannten Hochhäuser an der Toulouser Alle, die bereits zu Pempelfort zählt. Statt über die Brücke zu gehen, lauft ihr die Straße wieder hinunter. Falls die vielen Eindrücke ein wenig Energie erfordern, kehrt in der Kaffeerösterei „Nikan“ (Hausnummer 98-100) ein, um euch mit der nötigen Portion Koffein zu versorgen. Im Blumenladen „Ronnefeldt“ (Rethelstraße 150) nehmt ihr euch auf Wunsch einen Strauß frischer Blumen, Dekoration oder Haushaltswaren (Teelichter, Tassen, Türkränze) mit. Bekannt ist das Geschäft vor allem für sein Angebot an Tee. Ein kurzer Abstecher auf die Ahnfeldstraße führt euch zur nach eigenen Angaben letzten privat geführten Tankstelle in Düsseldorf. Was an der „TSB Tankstelle“ (Hausnummer 12) besonders erscheint, fragt ihr euch? An dieser zapft ihr Benzin oder Diesel nicht selbst, den Job übernimmt vielmehr Tankwart Udo Andrees.

Kehren wir zurück auf die Rethelstraße. Im Antiquitätenladen „Gordon’s“ (Hausnummer 136) finde ihr Tonkrüge von anno ebenso wie Porzellan aus einer längst vergangenen Zeit, Glasperlenketten und Bilder mit Schwarz-Weiß-Porträts von Menschen, die mehrere Generationen zuvor gelebt haben dürften. Vielleicht steht euch der Sinn danach, über Stunden hinweg in der großen Auswahl zu stöbern, um mit einem einzigartigen, weil sehr wahrscheinlich kaum irgendwo anders erhältlichen Mitbringsel nach Hause zu fahren? Zu den „Urgesteinen“ der Ladenlokalwelt Düsseltals gehört „H. Wenig – Bürobedarf und Spielwaren“ (Hausnummer 160). Allein Postkarten gibt es in einer solchen Fülle, dass ihr noch Jahrzehnte jede Woche eine an Oma und Opa, die Großtante oder die beste Freundin am anderen Ende der Welt schreiben könntet. Schon als Kind, erzählt ein Mittdreißiger vor Ort, habe er in dem Geschäft Schulutensilien, aber auch Fußbälle, Laternen und Sammelkarten gekauft – oder wenigstens bestaunt. Von der Historie zeugen auch die alten orangefarbenen Lettern über dem Geschäft.

Falls ihr das Viertel tatsächlich wieder verlassen wollt, orientiert euch doch an einen weiteren – im wahrsten Sinne des Wortes – Höhepunkt des Zooviertels: Die Zentrale einer großen Versicherungsgesellschaft sitzt am Mörsenbroicher Ei im höchsten Gebäude Düsseldorfs. 125 Meter ragt es in die Luft. Einfach großartig, so wie Düsseltal.

Dieser Beitrag ist gefördert durch REACT-EU.

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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