Sechs besondere Boule-Plätze, auf denen das Gewinnen in den Hintergrund gerät

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Sechs besondere Boule-Plätze, auf denen das Gewinnen in den Hintergrund gerät

Der perfekte Sport: Bei dem französischen Nationalspiel trifft Konzentration auf Entspannung  

Wenn gleich mehrere Männer und Frauen mitten in der Stadt auf ein Schwein zielen, wäre es dann nicht richtig, umgehend die Polizei zu rufen? Oder den Tierschutzbund? Unbedingt, handelte es sich um ein lebendiges Tier, das grunzend um sein Leben rennen würde! Aber, keine Panik: Es geht doch nur um Boule! In vielen deutschen Städten versuchen Professionelle sowie Freizeitspieler*innen mit drei Kugeln ein Schweinchen aus Holz zu treffen. Oder eines aus Plastik. Das „Schweinchen“ (im Französischen „cochonnet“), also die Zielkugel im Miniformat, bestand früher tatsächlich aus Knochen des Borstentiers, womit sich der Name erklärt.  

Um die Französischstunde abzurunden, bevor wir sogleich auf die besten Boule-Plätze in Düsseldorf zu sprechen zu kommen, sei noch angemerkt: Korrekterweise hört das von vielen als „Boule“ bezeichnete Spiel auf den Namen „Pétanque“, „Boule“ steht lediglich als Oberbegriff für verschiedenen Kugelspiele. Im Verein, auf ausgeschriebenen Plätzen und auf Hallenbahnen bezeichnen es die Profis als Boule, auf freien Plätzen, in Parks und auf Wiesen heißt es Pétanque. Ganz egal, welches Wort ihr lieber wählt: Wir wünschen viel Vergnügen!  

An der Rheinuferpromenade 

Euch geht der Begriff „Pétanque“ nun nicht mehr aus dem Kopf, weil ihr sichergehen wollt, Boule auch richtig zu spielen? Dann macht es so: Stellt euch mit geschlossenen Füßen an den Anfang der Bahn und werft eure Metallkugel aus dem Stand in Richtung Schweinchen. So will es die offizielle Regel, die ihr unter anderem beim großen Pétanque-Wettbewerb an der Rheinuferpromenade verfolgen könnt. Jedes Jahr treten mehr als 1000 Teilnehmer*innen aus verschiedensten Ländern der Erde bei dem Turnier in Düsseldorf an. Mehr als 100 Spielflächen verwandeln sich während des „Festivals de Pétanque“ an der Promenade in Wettbewerbsterrains. Falls gerade keine Meisterschaften stattfinden, kommt trotzdem vorbei: Am Mannesmannufer auf Höhe Bäckerstraße beobachtet ihr das ganze Jahr über, wie das bestmögliche „Legen“ der Kugeln – so der Fachbegriff – aus dem Stand oder aber aus der Hocke funktioniert. Lasst euch eine Prise Rheinwind um die Nase wehen und versucht euer Glück selbst. Wie nah kommt eure Kugel beim ersten Versuchs ans Schweinchen heran? 

Auf dem Friedensplätzchen  

Rund 640.000 Einwohner zählt Düsseldorf. Nur rund 40.000 Menschen weniger spielen weltweit mit einer offiziellen Lizenz Boule. Und das in 75 Ländern! Damit gilt Pétanque als am weitesten verbreitete Kugelsportart. Hättet ihr’s gewusst? Am Friedensplätzchen in Unterbilk kommt ihr mit Experten des Spiels ins Gespräch, um etwa über den hohen Bogenwurf („Hoch-Portée“) oder das korrekte Wegschlagen („Schießen“) der gegnerischen Kugeln zu fachsimpeln. Auf dem Platz nur wenige Gehminuten von der quirligen Lorettostraße entfernt, zeigt sich beinahe täglich das Bild des perfekten Boule-Spiels: Es geht gemütlich, aber hochkonzentriert zu, wenn Frauen und Männer ihre rund 700 Gramm schweren Stahlbälle über eine der zwei in L-Form angelegten Bahnen schicken. Immer wieder bleiben Passanten stehen, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Oder Zeitungsleser*innen unterbrechen ihre Lektüre, um den aktuellen Spielstand zu erfragen: Hat schon jemand das pinke Schweinchen getroffen? Da sich Boule im Einzel („Tête-à-tête“), Doppel („Doublette“) oder zu dritt („Triplette“) ausführen und dank einfacher Regeln schnell verstehen lässt, eignet es sich als Freizeitprogramm für Menschen jeden Alters. Und, wie auf dem Friedensplätzchen gesehen, als willkommene Möglichkeit für den Austausch gleich mehrerer Generationen.    

Vor dem Eingang/ Innenhof Kunstpalast 

Was eint das Boule-Spiel und die Kunst? Während nur mit Feingefühl ein meisterhafter Pinselstrich gelingt, braucht es eben auch diese Sensibilität für den perfekten Wurf. Für den sollten sich übrigens alle Finger gleichzeitig von der Kugel lösen. Nur mit Konzentration, Technik und Erfahrung schafft es der oder die Spieler*in, seine oder ihre Geräte bestmöglich zu positionieren. Und das unter den Augen eines kritischen Publikums. Denn was gibt es Besseres, als nach einer Runde durch den Kunstpalast bei einer Partie Pétanque über die soeben gesehenen Werke zu diskutieren?  Der Innenhof des Museums bietet mit sandigem Untergrund hervorragende Voraussetzungen. Übrigens: Wollt ihr entdecken, inwiefern sich Boule und die Kunst tatsächlich vereinen, dann lauft ein paar Schritte zur Kö, genauer gesagt in den Blumengarten. Dort steht „Die Kugelspielerin“, eine 1,36 Meter hohe Bronze-Skulptur des Berliner Bildhauers Walter Schott. Sie entstand zwischen 1895 bis 1897 und ist damit nur ein paar Jahre älter als das heutige Boule-Spiel. Seine offizielle Premiere feierte es 1910 unweit von Marseille, die Ursprünge des Spiels gehen allerdings zurück zu den Römern.

Im Zoopark  

Einer der vielen Vorteile des Boule-Spiels: Es erweist sich als so herrlich praktisch. Während manche Sportart wie Skifahren, Golfspielen oder Tennis nach einem aus mehreren Teilen großen Equipment verlangt, spaziert der gemeine Boule-Spieler mit nicht mehr als seiner kleinen Holzkiste zum Spielort. So bleibt auf dem Gepäckträger des Fahrrads oder im Kofferraum des Autos jede Menge Platz für einen ausklappbaren Tisch, ein paar Flaschen Wein und mehrere Dosen Proviant. Genauso nämlich versüßen sich Spieler im Zoopark regelmäßig ihr ganz persönliches Pétanque-Erlebnis. Neben den zwei offiziell als Boule-Platz ausgewiesenen Bahnen am Eingang Faunastraße bleibt genug Fläche, um sämtliche Annehmlichkeiten bis hin zum Klappstuhl zu positionieren. Mit Blick auf die eigenen und vor allem feindlichen Kugeln sowie den nahegelegenen See lassen sich so ganze Nachmittage verzocken. Die Boule-Kugel nehmen die Spieler*innen übrigens – von wegen Bücken – per Magnetkordel auf. Profis eben. 

Im Nordpark 

Die weltweite Bedeutung des Boule-Spiels lässt sich unter anderem an Luxusmarken erkennen, die Editionen mit ihrem Logo auf den Markt bringen. So gestaltete beispielsweise das französische Haus Hermès ein Set im Lederetui für mehrere Hundert Euro. Günstiger geht’s aber natürlich auch: Gute Pétanque-Kugeln kosten zwischen 50 und 80 Euro und kommen mit verschiedensten Mustern daher. Sie zieren Streifen, Kreuze oder, seltener, Symbole wie Figuren. Ganz wichtig: Das Innere der Kugeln ist stets leer. So will es die Norm, nachdem in Ausnahmefällen Wurfgeschosse durch die ständige Bewegung der Materialien im Kugelinnern in alle Richtungen explodierten. Geht es um das Terrain, auf dem ihr spielt, genießt ihr wieder alle Freiheiten, so wie etwa im Nordpark. In Nachbarschaft des Ballhauses spielt ihr mit dem entspannenden Hintergrundplätschern des Springbrunnens eure Partien in Form des „Crossboule“ ohne vorgegebene Bahnen. An Ort und Stelle, wo ihr interessierten Spaziergänger*innen und ihren ballbegeisterten Hunden begegnet, wurde früher eines der traditionsreichsten Boule-Turniere Düsseldorfs ausgetragen. Inzwischen ist es, siehe Punkt eins, ans Rheinufer umgezogen.  

In der Boule-Halle in Heerdt 

Schlechtwetterfront und damit keine Aussicht auf eine Partie Boule? Von wegen! In Düsseldorf müsst ihr auch bei Dauerregen nicht auf euren alten oder neuen Lieblingssport verzichten. In Heerdt nämlich tretet ihr auf gleich 16 Bahnen gegen eure Konkurrenz an. Und das auch in den Abendstunden, wenn Flutlicht euer Freund und Helfer ist. Ein entscheidender Vorteil, den viele Bahnen unter freiem Himmel nicht bieten. Gleich mehrere Turniere finden in der Halle „Sur Place“ statt, denn in der Bundesrepublik messen sich Pétanque-Liebhaber unter anderem bei Landes- und der Deutschen Meisterschaft oder auch der Stadtliga. Auf je acht nebeneinander liegenden Terrains geht es dann Schlag auf Schlag: Vor wem muss sich das Schweinchen am ehesten in Acht nehmen? Auf der großen Zuschauerterrasse schaut ihr euch Tricks von Fortgeschrittenen ab oder feuert euer Team an. Ach so, und wenn das Wetter endlich nach Sonnencreme und kurzer Hose verlangt, geht’s raus, und zwar auf das 32 Bahnen umfassende Außengelände „Boulodrôme“. (Bitte beachtet: Wegen der Pandemie ist der Zutritt aktuell nur Vereinsmitgliedern gestattet) 

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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