Sechs Höhepunkte des „strike a pose“-Festivals, die ihr nicht verpassen dürft

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Sechs Höhepunkte des „strike a pose“-Festivals, die ihr nicht verpassen dürft

Wo Kunst und Mode sich vermählen 

Nach der fulminanten Premiere im letzten Sommer geht das “strike a pose”-Festival von 24. bis 26. Juni 2022 unter dem Motto “Diversity” in die nächste Runde. In 15 Kooperationsprojekten zeigen internationale Künstler*innen und Designer*innen Wege auf, die Disziplinen Kunst und Mode zu verschmelzen. Schauplätze von “strike a pose” sind zwölf Kunstorte in Düsseldorf – sieben Galerien, zwei Off-Spaces und zwei Studios sowie die Piazza des K21, auf der die von vier Kölner Galerien initiierten Kollaborationen gezeigt werden. Zwölf weitere Projekte, die ebenfalls unter der Überschrift “Mode-meets-Kunst“ an den Start gehen, ohne allerdings Teil des offiziellen Wettbewerbs zu sein, sind am Samstag, 25. Juni 2022, dem sogenannten Fashion Day, dort ebenfalls zu sehen.  

Den Festivalinitiator*innen Ljiljana Radlovic und Robert Danch lag es am Herzen zu zeigen, wie Kunst und Mode sich gegenseitig befruchten und herausfordern. Denn die Wandelbarkeit der Mode sorgt bei Künstler*innen für neue Impulse und ihre popkulturellen oder gesellschaftlichen Bezüge können der Kunst eine neue und zeitgeistige Relevanz geben. Die Kunst wiederum kann Katalysator sein: eine freie, losgelöste Herangehensweise bezüglich neuer Techniken, Muster und Formen verleiht der Mode Flügel.  

Wie die disziplinübergreifenden Projekte genau aussehen, die in diesem Jahr entstanden sind, wird dem Publikum am Freitag, 24. Juni, in den Galerien und im K21 enthüllt. Für besondere Spannung sorgt die Frage, welche Kooperationen am Ende die beiden “strike a pose”-Festivalpreise gewinnen werden. Die Preisverleihung findet am Samstag, 25. Juni, ab 16 Uhr auf der Piazza des K21 statt. Hier vorab schon mal ein Ausblick, was euch beim “strike a pose”-Festival wo erwartet. 

Wild Palms 

Eine Fotoserie der in Bogotá und Paris lebenden Fotografin Karen Paulina Biswell inspirierte die Designerin Angelika Kammann, Gründerin des Labels Société Angelique, zu einer Zusammenarbeit im Rahmen von “strike a pose”. Biswells Werk zeichnet sich durch die formale und konzeptionelle Erkundung von Weiblichkeit, Sexualität, Intimität, Natur und Andersartigkeit aus. Sie fotografiert analog, was sich in einem spezifischen Farbspektrum und einer haptisch anmutenden Textur ihrer Arbeiten niederschlägt. Ihre Serie „Ellas“ handelt von der Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität und zeigt auf poetische Art und Weise Ausschnitte von Körpern in Verbindung mit transparenten Materialien und Naturelementen wie Pflanzen und Blumen. Fotos dieser Serie wurden von Kammann auf durchscheinende Stoffe gedruckt und zu skulpturalen Entwürfen verarbeitet. Sie spiegeln die Rückbesinnung auf die eigene Körperlichkeit und werden im Rahmen von “strike a pose” als künstlerische Einzelstücke verkauft. Angelika Kammann, die zuvor unter anderem als Head of Design bei Escada und Wunderkind arbeitete, legt mit ihrer eigenen Kollektion einen Fokus auf Nachhaltigkeit. Unter dem Titel „Reflexions on Utopia“ geht die Kollektion in diesem Sommer in die zweite Saison.

Live Lab Studio  

Hahn trifft Hornemann: Sowohl im Live Lab Studio, dem Concept Store der Düsseldorfer Designerin Stephanie Hahn, als auch auf der Piazza des K21 könnt ihr diese spannende Kooperation in Augenschein nehmen. Hahn verbindet dabei ihr eigenes Modelabel 22/4_HOMMES_FEMMES mit der Arbeit des Goldschmieds Georg Hornemann, der sich seit Jahrzehnten an der Schnittstelle zur Kunst bewegt. Gemeinsam möchten Hahn und Hornemann tradierte Rollenbilder infrage stellen und haben auf der Suche nach einer geschlechterübergreifenden Ausdrucksform eine Serie abstrakt-geometrischer Broschen aus Gold, Silber und Acrylglas geschaffen. Die grafisch-minimalistischen Schmuckstücke stehen für die Vision, der individuellen Freiheit auf elegante Weise Ausdruck zu verleihen. Das kontrastierende Grün, Blau, Schwarz und Weiß prägt auch die parallel dazu entstandenen Modekollektion von 22/4_HOMMES_FEMMES, die eine Hommage an den Sommer darstellt. Brillanten auf den Anstecknadeln erinnern an das Funkeln des Meeres im Sonnenlicht. Dazu kommen luftig-perforierte Gold-Elemente und glänzende Acryl-Details, die sich auch im Mesh-Material oder in glänzenden Akzenten der Kollektion wiederfinden. 

Rupert Pfab  

In der Düsseldorfer Galerie Rupert Pfab trifft die Arbeit der in Krefeld geborenen Künstlerin Astrid Busch auf die des Düsseldorfer Designers Hiroyuki Murase. Astrid Busch studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und machte ihren Abschluss als Meisterschülerin bei Katharina Grosse. Auf ihren gesammelten Fotografien verdichtet sie Motive zu räumlichen Bildarrangements. Manche ihrer Fotografien werden auf verschiedenen Bildträgern in den Raum übersetzt oder auch als Skulptur weiterentwickelt. Genau das geschieht in der Koop auch mit den Textilien von Hiroyuki Murase. Der 1982 geborene Designer, der selbst Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, sich dann jedoch für die Mode entschied und 2008 sein Label Suzusan gründete, nutzt eine alte japanischen Textilveredelungstechnik namens Shibori für die Färbung und Mustergebung seiner Kollektion. Im Shibori-Prozess werden die Stoffe teilweise gefältelt, abgenäht oder abgebunden. Analog zu den Bildern von Astrid Busch ließ Murase in seiner japanischen Heimat Stoffe mit alten Shibori-Techniken so bearbeiten, dass sie Buschs Bildästhetik aufgreifen und in eine textile Oberfläche überführen.   

The pool 

Im Off-Space the pool im ehemaligen Schwimmbad des Terrassenhauses Tersteegenstraße, das 1962 vom Düsseldorfer Architekten Paul Schneider-Esleben entworfen wurde, zeigt seine Enkelin Sophia Schneider-Esleben eine Kooperation mit dem Maler, Poeten und audiovisuellen Künstler Emil Schult. Sophia Schneider-Esleben wurde 1988 in Hamburg geboren und gründete 2015, nach abgeschlossenem Modedesign-Studium, ihr eigenes Label. Für ihre nachhaltigen Kollektionen entwickelt sie eigene Stoffe, dabei verwendet sie oft Aquarelle ihres Großvaters Paul, die sie mit Bezügen aus der Musik, der Kunst und dem Design anreichert. Im Rahmen des “strike a pose”-Festivals zitiert Schneider-Esleben Emil Schult, den ehemaligen Beuys-Studenten und Richter-Meisterschüler, der eng mit der Band Kraftwerk zusammenarbeitete. Seine jüngsten Werke reflektieren die Verbindung zwischen dem Menschen, dem elektronischen Mikrokosmos und der unermesslichen Weite des Raums. 

Van Horn

In der Düsseldorfer Galerie Van Horn haben sich die Künstlerin Anys Reimann, der Modedesigner Samir Duratovic und die Galerieinhaberin Daniela Steinfeld zu einem besonderen Beitrag zusammengefunden. Sie entwickelten gemeinsam mit den Parfümeuren der The Scent Company aus Köln einen Raum- und Körperduft, der zum Festival in der Galerie erschnuppert werden kann. Anys Reimann, im ersten Leben Ingenieurin, studierte bis 2022 bei Thomas Grünfeld und Ellen Gallagher an der Kunstakademie Düsseldorf. Die Künstlerin mit westafrikanisch-ostpreußischen Wurzeln widmet sich in ihren malerischen Collagen, die ihre bikulturelle, afro-europäische Erfahrung reflektieren, den Themen Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe. Samir Duratovic, dessen Eltern aus Bosnien stammen, versteht sein Label Boyfrommars1996 als interdisziplinäres künstlerisches Kommunikationsmittel. Grundgedanke des bei Van Horn gezeigten Wettbewerbsbeitrags war, eine immaterielle Arbeit zu schaffen und ein Medium zu wählen, das alle miteinander teilen. Das Parfüm, das auch in Serie gehen soll, trägt den Namen „Poise“, was so viel wie Gleichgewicht und Anmut bedeutet.  

Drei  

Die Kölner Galerie Drei zeigt auf der Piazza im K21 eine Kollaboration der Künstlerin Anna Virnichs mit der Modedesignerin Annelie Schubert. Anna Virnichs Arbeiten kreisen um textile Tableaus, deren Oberflächen die Berliner Künstlerin, Jahrgang 1984, als Membrane versteht und die Spielraum für unterschiedliche Interpretationen lassen. Der oft manipulative und manchmal sogar fetischisierende Umgang mit dem Material und eine latente Präsenz des Körperlichen zeigt sich in Objekten, deren formale Komposition von symbolischem Exotismus bis hin zur stringent kalkulierten Bildkonstruktion reicht. Sowohl der textile als auch der physische Bezug in Virnichs Werken führt zur Kooperation mit Annelie Schubert. Die 1987 in Göttingen geborene deutsch-französische Modedesignerin lebt und arbeitet in Paris. Ihr Studium führte sie unter anderem an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 2015 wurde sie im französischen Hyères mit dem renommierten Grand Prix des jährlichen Modefestivals ausgezeichnet. Sie arbeitete unter anderem bei Haider Ackermann, Acne Studios und Maison Margiela. 

 

Titelbild: Courtesy Société Angelique, Foto: Rafaels Pröll

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