Ein Nachmittag auf der Lorettostraße

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Ein Nachmittag auf der Lorettostraße

Wenn euch der Duft von frisch gebackenen Brownies oder krossem Speck entgegenströmt und ihr euch selbst als Fremde wie Freunde vorkommt, seid ihr in Unterbilk unterwegs  

Was macht das pralle Leben aus? Dass der Versicherungsvertreter seine Leistungen gleich neben dem Laden für Kerzen mit Mick-Jagger- und Bob-Marley-Konterfrei anbietet. Dass der bis unter die Decke mit Zeitungen, Zeitschriften und Tabak sortierte Kiosk unweit des Delikatessengeschäftes liegt – und so verdeutlicht, dass der schwere Stoff der (Medien-)Welt mit dem guten Leben, in dem ein Stück Käse schon mal fünf Euro kosten darf, koexistiert. Und die Reinigung ihren festen Platz nur ein paar Meter weiter von dem Bistro hat, in dem sich die hausgemachte Pasta mit so viel Genuss genießen lässt, dass auch schon mal ein paar Tropfen Tomatensauce auf dem hellblauen Pullover landen. Wie also lässt sich die Lorettostraße in Unterbilk, einer der beliebtesten Treffpunkte bei Dauer- und Gelegenheitsdüsseldorfern, am ehesten in drei Adjektiven beschreiben? Versuchen wir es mit: bodenständig, beschaulich, bel(i)ebt. 

Die von uns vorgeschlagene Tour startet an der „Fromagerie“, also auf der rechten Seite der Lorettostraße, sofern ihr aus Richtung der Bilker Allee beziehungsweise Neusser Straße kommt.  Sie führt einmal komplett hinunter, bis ihr zum Restaurant „Takumi“ gelangt. In entgegengesetzter Richtung lauft ihr bis zu „Greentrees“ zurück, von wo aus ihr die Bilker Kirche erspäht. Ganz entspannt und mit dem ein oder anderen Stopp erkundet ihr die Lorettostraße so in rund 60 Minuten. 

Fromagerie, Lorettostraße 43 

So sehr unser – und hoffentlich auch euer – Herz an Düsseldorf hängt: Mitunter weiß uns das Fernweh zu verführen. Die Gründe, warum die Koffer am Ende aber leider doch im Keller bleiben, gestalten sich vielfältig, einen Grund, zu verzagen stellen sie aber nicht dar. Denn auch in der Lorettostraße kommt ihr ganz sprichwörtlich auf eure Kosten, wenn euer Geschmackssinn nach fremden Aromen verlangt. In der „Fromagerie“ von Armel Laas kostet ihr von niederländischen Koggetjes, also buttrigen Keksen mit Karamell, die tatsächlich auf der Zunge zergehen. Oder ihr sichert euch ein Päckchen berühmten napoletanischen Kaffees. Vielleicht mundet auch der iberische Schinken? Und, nicht zu vergessen, schließlich kündigt’s der Name des Feinkostgeschäfts an: der Käse! Fans des Molkereiprodukts dürften angesichts der gigantischen Auswahl von Beaufort über Gouda bis hin zu Mimolette und Tetedemoine vor Freude niederknien.  

Chocolaterie Bittersüß & Edelweiß, Lorettostraße 41 

Möglicherweise wusstet ihr’s bereits, aber es soll Menschen geben, die das Benutzen von Körperwaagen grundsätzlich ablehnen. Gut möglich, dass einige von ihnen in der Lorettostraße wohnen oder sich auffällig oft vor Hausnummer 41 einfinden. Denn das, was Kathrin Lohaus in ihrer Chocolaterie Bittersüß & Edelweiß anbietet, lässt an der Erfindung des Kalorienzählens zweifeln: Von Hand geschöpfte Schokoladentafeln mit rotem Pfeffer, Pistazie oder Keks reihen sich an liebevoll geformte Pralinen jeder Geschmackssorte und Baumkuchenstückchen. Absolute Empfehlung neben zuletzt erwähntem Gebäck: die Nussecken, die einen wegen ihrer dicken Schicht Krokantboden in die süßesten Träume begleiten. Zu den Festtagen, etwa Ostern, findet ihr zudem eine Auswahl an besonderen Geschenkideen wie Mini-Schokoeiern mit unter anderem Himbeer- und Nougat-Füllung im XXS-Karton. Apropos Feiertage: Wieso gibt es Adventskalender eigentlich nur zur Weihnachtszeit, fragten sich Lohaus und ihr Team – und entwarfen einen ganzjährig aktuellen mit 24 Türchen. Unter dem Motto „Schatzsuche im Lorettoviertel“ lässt sich so die Gegend per Suchbild und beim Genuss von Konfekt entdecken. 

Ihr wollt nach den ersten beiden Attraktionen unbedingt einen Stopp einlegen, um vom soeben Gekauften zu probieren? Kein Problem! Die Lorettostraße lädt wegen ihrer vielen mit Stuck verzierten Häuser zum Innehalten auf dem Bürgersteig ein. Einfach ein Plätzchen unter einem der schattenspendenden Bäume suchen, schon lasst ihr das Geschehen auf euch wirken. Gut möglich, dass euch das Geschrei des ein oder anderen Sittichs begegnet, die gern in den Hinterhöfen umherfliegen und damit auch vorbeischauen bei … 

Rosemarie Dohmen, Lorettostraße 33 

In ihrer Keramikwerkstatt, die ihr bereits von der Straße aus im Hinterhof liegend erkennt, fertigt die Künstlerin unter anderem Vasen, Teekannen und Tassen an. Ihre Inspirationsquelle? Insbesondere die Keramik Japans, die sich mit den Worten Dohmens durch „eine klare, in sich ruhende Formensprache“ auszeichnet. Bei 1000 Grad Hitze und später in Sägemehl nachgebrannt, entsteht so ein Zusammenspiel von glatten, glasierten Flächen und nacktem, gräulich-schwarzem Ton. Falls ihr euch selbst einmal an der Drehscheibe versuchen möchtet: Die in Düsseldorf geborene Keramik-Designerin bietet regelmäßig Kurse an, wobei diese rasch die volle Teilnehmerzahl erreichen. 

Die Atmosphäre des Lorettoviertels inspiriert übrigens nicht nur Kreative wie Rosemarie Dohmen, sondern auch viele hier ansässige Agenturen, Grafiker und Fotografen sowie Medienschaffende. Eines der besten Beispiele findet ihr nur ein Haus weiter, und zwar mit der … 

The Heritage Post, Lorettostraße 35 

 Ihr sucht vom Edlen das Beste, und zwar für euch selbst, euren Partner, Vater oder besten Kumpel? Dann tut euch einen Gefallen – und greift zur „Heritage Post“! Seit zehn Jahren stellt die Redaktion   außergewöhnliche Männer in Porträts sowie Produkte aus Manufakturen vor; dabei handelt es sich um hochwertige Lederwaren, Schuhe, Schmuck oder auch Fahrzeuge. Ums kurz zu machen: die wirklich schönen Dinge des Lebens. Diese kommen zwar nicht immer günstig, dafür aber langlebig daher – und dienen so im Zweifel gleich mehreren Generationen. Eine Auswahl der Waren nicht selten kleiner, noch unbekannter Labels findet ihr – und damit kommen wir zurück zur Lorettostraße – im „General Store“ der Heritage Post. Zudem bietet das Team des Magazins Kreativen die Möglichkeit, vor Ort auszustellen. 

Weiter geht’s, es gibt noch viel zu sehen! Vorbei an mehreren inhabergeführten Modegeschäften mit einer großen Auswahl an Kleidung, Dekoration und Büchern lockt euch der Duft von frisch gebackenen Pfannkuchen die Straße hinunter, ehe ihr vor einem in Gelb gehaltenen Lokal steht. Willkommen im … 

Seven Sundays, Lorettostraße 7 

Was sollen wir sagen? Reserviert, reserviert, reserviert! Denn wenig scheint insbesondere am Wochenende beliebter als das Seven Sundays! Egal ob ihr zu den Menschen gehört, die noch vor der Sonne aufstehen oder nach einer partydurchzechten Nacht erst gegen Nachmittag wieder funktionieren, in diesem Frühstückslokal stärkt ihr euch den ganzen Tag über mit fluffigen Pancakes, frischen Säften und fein gebrutzeltem Speck auf Toast. Ihr merkt: Vom Veganer bis zum Fleischfan findet jeder sein Leibgericht, für dass sich selbst bei Winterjackenwetter oder Hochsommerhitze Hartgesottene auf die Terrasse setzen, sofern drinnen mal wieder kein Platz frei bleibt. 

Apropos kurze Nacht: Falls ein schnelles Unter-die-Dusche-Hüpfen ausreichen musste und die Haare noch nicht so wollen wie ihr, schaut doch vorbei in … 

Captain’s Barber Shop, Lorettostraße 5 

Natürlich lassen sich Haare und Bart mit der Maschine schneiden, und das minutenschnell. Aber: Die Pflege des eigenen Körpers darf mitunter durchaus einer Wellness-Behandlung gleichkommen, und so legen wir euch den Besuch des Captain’s Barber Shop ans Herz. Wie bei so vielen Friseuren  wie Barbieren gilt auch hier: Der oder die euch Behandelnde entpuppt sich rasch als perfekte Gesprächspartner*in für die großen und kleinen Fragen des Lebens. Lehnt euch zurück und lasst die Profis ran mit Pinsel, Rasierschaum und Messer, also so, wie es in der guten alten Zeit zum Standard gehörte. Laut Instagram-Profil des Ladens sollen sich hier übrigens auch Spitzensportler die Strähnen legen lassen.  

Gegelt geht’s weiter für einen Happen bei Takumi (Lorettostraße 2), einer Filiale des düsseldorfweit beliebten Japaners. Falls euch anschließend der Sinn nach etwas Süßem steht (und wer würd’s euch verübeln), tretet unbedingt ein in die … 

Big-B The Brownie Bakery, Lorettostraße 6 

Aufhören, wenn’s am schönsten ist? Seeehr schwierig, wenn ihr einmal einen Bissen von den Brownies von „Big-B“ nehmt. Denn einen saftigeren Schokoladenteig dürftet ihr kaum finden, und wenn er dann noch mit Erdnüssen und Bananenstücken gespickt oder mit dem feinen Aroma von Espresso versehen ist, gibt es kein Halten mehr – und kein Zurück. Einmal probiert, schätzen wir die Chancen hoch ein, dass ihr immer wieder an diesen neuen Sehnsuchtsort zurückkehrt. Das Besondere: Inhaber Moritz Külgen, der sein Handwerk unter anderem in Kalifornien, Colorado und Neuseeland präzisierte, verkauft seine Spezialität auch in Teigform. Mit den sogenannten Brookie-Rollen backt ihr die Brownie so ganz einfach zu Hause auf. 

Falls ihr nun eine Kleidergröße aufstocken müsst, verpasst den Besuch bei Stewardress (Lorettostraße 8) nicht, zu finden im Hinterhof. Es wartet eine Riesenauswahl an Secondhand-Kleidung, unter der ihr auch viele Designerstücke entdeckt. Vielleicht ergattert ihr das passende Outfit fürs nächste Date oder den Besuch entfernter Verwandter, für die ihr ein paar Häuser weiter fündig werdet. 

Romantiklabor, Lorettostraße 32 

Ein Gastgeschenk für die Großcousine, die endlich wieder in Düsseldorf vorbeischaut? Eine kleine Aufmerksamkeit für die Freundin, die euch Hühnersuppe vorbeibringt, wenn euch der Husten voll  im Griff hat? Präsente braucht’s immer wieder, und naturgemäß machen solche viel her, die von Herzen kommen – und zur Person passen. Das Team des „Romantiklabors“ fertigt die passenden Produkte, und zwar unter anderem Handtücher, Kopfkissenhüllen oder Geschirr mit Sprüchen, die eure Beschenkten beschreiben oder aber ihnen ein Lachen entlocken. Wie wär’s zum Beispiel mit dem Laken „Tausche Arbeitsplatz gegen Zimmer mit Meerblick“? Oder – falls ihr es noch nicht schafft, die drei großen Worte auszubrechen, eure Gefühle aber trotzdem nicht länger verstecken wollt – der Serviette „Dinner for the One“? Unser Favorit: Die mit der Aufschrift „Frisch vom Macker“ bedruckte Blumenvase.  

Mit der ein oder anderen prall gefüllten Einkaufstüte kommt eure Tour langsam zum Ende – jedoch nicht, bevor euch die üppig dekorierten Schaufenster des folgenden Geschäfts zu einem Spontanbesuch einladen. 

What Women Want, Lorettostraße 38 

Kerzen in Diamantenform, goldglänzende Kreolen, kuschelweiche Pullover – und viele Produkte mit Lokalkolorit: Bei What Women Want findet ihr angesagte wie noch unbekannte Labels für jeden Geldbeutel. Was etwa soll eure Wohnung verschönern? Vielleicht ein Kaffeeservice, in dem gezeichnete Badende schwimmen? Oder dürfen die Handy-Kabel, wenn schon nötig, wenigstens mit Farbverlauf begeistern? Oder der Steamer, der eure Blusen aalglatt zieht, in Altrosa erscheinen? Investiert den ein oder anderen Euro in Freundschaftsbändchen, Parfüms, Kosmetika oder Karten zu Hochzeit, Geburtstag und Geburt. In unserem Warenkorb landet, ganz klar, der „Loretto-Liebe“-Becher. 

Greentrees, Lorettostraße 54  

Zugegeben: Wir haben uns diese Entdeckungstour wohl mit einem Loch im Magen überlegt, denn der finale Anlaufpunkt führt einmal mehr zu einem – Bistro! Aber Greentrees links liegen zu lassen stellt wirklich keine Option dar, zumal nach den süßen und salzigen Sünden nun gern ein gesunder Abschluss folgen darf. Nach mindestens 10.000 gelaufenen Schritten rundet Sesam-Teriyaki-Gemüse mit Reisnudeln nebst frischem Smoothie den Ausflug ab. Angeregt von der veganen und vegetarischen Küche Australiens, macht Inhaber Henrik van Bonn so seine Lieblingsspeisen zu den des Düsseldorfer Publikums. Und weil’s wirklich sensationelle frisch schmeckt, darf die „Tropical-Trip“-Bowl mit unter anderem Mango, Ananas, Orange und Baobab die Heimreise mit antreten. Ein kleiner Mitternachtssnack hat ja noch niemandem geschadet. 

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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