Sechs Spaziergänge, die euch dem Frühling näherbringen

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Sechs Spaziergänge, die euch dem Frühling näherbringen

Raus an die Luft

Endlich geschafft. Die Tage werden länger, die Bäume und Wiesen wieder grün. Hält euch jetzt auch nichts mehr in den vier Wänden? Und möchtet ihr beherztes Ausschreiten mit schönem Naturerleben und dem Besuch von Düsseldorfer Sehenswürdigkeiten verbinden? Dann haben wir etwas für euch. Auf den nachfolgenden sechs Routen könnt ihr dem herannahenden Frühling entgegengehen. Egal ob allein, zu zweit, mit Familie, Freund*innen oder Kolleg*innen, ihr werdet dabei die unterschiedlichsten Facetten der Rheinmetropole erleben. Denn erwiesenermaßen eignen sich Touren per pedes nicht nur bestens zur Kontemplation oder für tiefgründige Gespräche, sondern eröffnen obendrein auch ganz neue Perspektiven.  

Für Botaniker*innen: Der Südpark  

Ist für euch das alljährliche Frühlingserwachen immer noch ein großes Wunder? Weil ihr euch an jeder neuen Blüte, jedem frischen Grün erfreut? Dann solltet ihr in diesen Tagen eure Schritte in den Südpark lenken. Er ist mit einer Gesamtfläche von 70 Hektar der größte Park Düsseldorfs und mit unzähligen verschlungenen Wegen durchzogen. Eine einzelne Strecke möchten wir euch daher gar nicht empfehlen, vielmehr solltet ihr selbst auf Erkundungstour gehen, euch nach dem Vorbild der Schmetterlinge von einem blühenden Busch zum nächsten treiben lassen. Ein guter Ausgangspunkt für diesen Spaziergang ist das Zeitfeld, eine Installation hochaufgeschossener Bahnhofsuhren des Künstlers Klaus Rinke, direkt gegenüber der S-Bahnstation Volksgarten. Von dort aus geht’s direkt gen Süden, zunächst durch den sogenannten Volksgarten, den ältesten Teil des Parks, der 1895/96 angelegt wurde. Manche der Baumriesen, die hier an romantischen Weihern mit schön geschwungenen Uferlinien stehen, hätten wohl viel zu erzählen. An den Volksgarten schließt sich das ehemalige Buga-Gelände an, das für die Bundesgartenschau anno 1987 angelegt wurde und durch seine unglaubliche Pflanzenvielfalt überrascht. In den Bereichen „Vor dem Deich“ und „In den Gärten“ laden von Seerosen überwachsene Wasserbecken und hübsche Bänke zu einer kleinen Rast ein. Wer gut zu Fuß ist und mehr als eine Stunde Zeit hat, sollte auch den Botanischen Garten besuchen, der im äußersten Süden des Geländes, nahe der Universität, mit seinem futurisch anmutenden Gewächshaus lockt.  

Für Städtekundler*innen: Der Millionärshügel auf dem Nordfriedhof   

Das letzte Hemd hat keine Taschen. Und dennoch macht Reichtum zu Lebzeiten auch nach dem Tod mitunter den kleinen Unterschied. Dann nämlich, wenn man seine letzte Ruhestätte auf einer leichten Erhöhung des Düsseldorfer Nordfriedhofs gefunden hat. Im Volksmund wird der Ort „Millionärshügel“ genannt. Denn auf den Grabfeldern dieser Anhöhe sind in erster Linie Industrielle und Bankiers bestattet. Solltet ihr euch also für die Düsseldorfer Stadtgeschichte begeistern, lohnt sich ein Rundgang auf dem 1884 angelegten, 70 Hektar großen Nordfriedhof unbedingt. Zumal er bei Frühlingserwachen auch keineswegs morbide wirkt, sondern durch den seinerzeit von Eduard Hoppe angelegten parkähnlichen Charakter auch unter den Lebenden eine beliebte Oase der Ruhe geworden ist. Egal, ob ihr aus der Ulmenstraße oder von Seiten der Danziger Straße in den Friedhofspark eintretet, die Felder 61 und 64 dürft ihr nicht verpassen. Der Weg zwischen diesen Grabstätten gleicht einem Gang durch die deutsche Industriegeschichte. Düsseldorf galt als der „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ und viele der Namen, die auf dem Millionärshügel zu finden sind, haben sich in das historische Gedächtnis der Stadt eingeschrieben. Das bedeutendste Grab, nicht zuletzt wegen seiner imposanten Anlage, ist wohl das der Familie Henkel auf Feld 75, in dem auch Firmengründer Fritz Henkel seinen letzten Frieden gefunden hat. Weitere klangvolle Namen: Franz Haniel, der in der Stahlindustrie eine wichtige Rolle spielte, August Bagel, Begründer eines Druck- und Verlagshauses, der Bankier Gottfried Trinkaus oder der Veba-Chef Rudolf-Christian von Bennigsen-Foerder. An ein düsteres Kapitel der Geschichte erinnert der Name Detlev Rohwedder. Der Chef der Treuhandanstalt wurde 1991 in Düsseldorf von RAF-Terroristen ermordet.  

Für Wassersportfans: Klein-Hawaii  

Der Rhein, die große Wasserader, die Düsseldorf durchschneidet, bietet zahllose Möglichkeiten für Spaziergänge. Insbesondere das linksrheinische Ufer lädt mit seinen weitläufigen Wiesen, alten Pappeln, grasenden Schafherden und schönen Sandstränden zu einer ausgedehnten Tour ein. Je nach Kondition und verfügbarer Zeit kann man kilometerlang stromauf oder stromabwärts spazieren. Besonders hübsch ist jedoch der Streckenabschnitt, der zum Stadtteil Lörick gehört. Start ist die Theodor-Heuss-Brücke. Von hier aus geht es gen Norden in Richtung Löricker Freibad, entweder direkt am Wasser oder auf dem Deich entlang. Die idyllischen, von Weiden beschatteten Rheinstrände, die sich in unmittelbarer Nähe des „Lörickers“ befinden, hat der Volksmund ‚Klein Hawaii‘ getauft. In mehreren feinsandigen Buchten, die sich wie Perlen an einer Schnur aufreihen, könnt ihr eure Picknickdecke ausbreiten und das Treiben auf dem Fluss beobachten. Tief im Wasser liegende Kähne, die ihre Fracht gen Rotterdam schippern, kleine Sportboote, Ruderer und wild gewordene Jetskis teilen sich den breiten Strom. Wenn es Zeit für den Rückweg wird, macht ihr noch einen kleinen Abstecher zum Yachthafen, kehrt auf einen Sundowner in den Rheinclub 297 ein, bevor ihr oberhalb des Löricker Freibads wieder zurück in Richtung Süden lauft.   

Für Freund*innen von Flora und Fauna: Das Rotthäuser Bachtal  

Das Besondere an diesem Tal, das sich etwa 20 Autominuten westlich der Innenstadt an der Bergischen Landstraße befindet, sind seine Feuchtbiotope, seine Quellen, die zahlreichen Fischteiche und ausgedehnten Schilfflächen. Pflanzen wie der Riesen-Schachtelhalm oder die Brunnenkresse sind hier zu Hause. Auf einem Streifzug entlang des Bachs und durch die Erlen-, Eschen-, Buchen- und Weichholzauenwälder könnt ihr dem Teichrohrsänger, der Rohrammer und dem Eisvogel begegnen. Auch die zu den Edellibellen zählende Blaugrüne Mosaikjungfer begleitet euch gern ein Stück des Wegs durch ihr Habitat. Möglicher Ausgangspunkt ist der Reiterhof Gut Moschenhof. Haltet euch in Richtung des Gerresheimer Friedhofs und wandert dann linkerhand über eine Wiese und einen Hohlweg in das Bachtal hinab. Bei den sumpfigen Teichen in der Senke angekommen habt ihr die Wahl. Denn es gibt mehrere Möglichkeiten, auf der anderen Talseite durch die Wälder zu spazieren. Orientierungspunkt ist hier das Gut Papendelle mit seinem großen Gänseweiher, von dem aus ihr an Kuhweiden vorbei wieder in Richtung Friedhof laufen könnt. Das letzte Stück Weg führt steil den Wald hinauf. Am Friedhof angekommen seht ihr schon das geteerte Sträßchen, das euch zum Ausgangspunkt der Wanderung, dem Gut Moschenhof, zurückbringt. Diese knapp sieben Kilometer haben eure Wanderlust noch nicht gestillt? Kein Ding! Das ausgewiesene Naturschutzgebiet des Rotthäuser Bachtals ist weitläufig.  

Für Architekturfans: Der Medienhafen  

Architektur wird in Düsseldorf mit großem A geschrieben. Denn einige große Namen haben sich in der Rheinmetropole bereits ein Denkmal gesetzt. Neben dem Kö-Bogen I (Daniel Libeskind) und II (Christoph Ingenhoven), am nördlichen Ende der Prachtmeile und am benachbarten Gustaf-Gründgens-Platz beheimatet, kannst du noch weitere architektonische Superlative in Augenschein nehmen, insbesondere im Medienhafen. Warum nicht das Staunen über die Kreativität der großen Baumeister mit einem netten Nachmittagsspaziergang durch das einstige Industrieareal verknüpfen? Der Rundgang startet an der Straßenbahnhaltestelle „Speditionsstraße“, unmittelbar vor der Hauptverwaltung von Trivago – einer der weltweit größten Hotelsuchmaschinen, die sich hier von der Architektengruppe SOP ein weißes Gebäude mit geschwungener Fassade aus Glas und Beton entwerfen ließ. Es bietet Platz für gut 2000 Mitarbeiter*innen. Auf dem bepflanzten Dach gibt es eine Laufstrecke, im Hof befinden sich Gastronomie und ein Wassergraben. Gleich gegenüber ist das „Float“, der neue Verwaltungsbau von Stararchitekt Renzo Piano zu bewundern. Wie zufällig aufgebrochene Eisschollen wirken die durch einen Übergang untereinander verbundenen Baukörper und korrespondieren in ihren Achsen mit den Straßen, die das großzügige Gelände umgeben. Gleichzeitig scheint das Gebäude durch das freistehende Erdgeschoss über allem zu schweben. Am Ende der Speditionsstraße ragt der massige Bau des Designhotels Hyatt Regency empor. Entworfen wurde er von der Architektengruppe SOP/JSK. Zum architektonischen Ensemble gehört auch die Fußgängerbrücke, die euch nun zum nächsten Wahrzeichen führt: dem Dreiklang „Neuer Zollhof 1-3“ des Architekten Frank O. Gehry. Hier gibt es keine gerade Linie. 1531 Fensterboxen ragen aus den drei Gebäuden mit den unterschiedlichen Fassaden heraus. Der Neue Zollhof 1 besteht aus Backstein. Die Hausnummer 3 ist weiß verputzt, während der niedrigere Zollhof 2 mit einer Edelstahlfassade daherkommt. In ihr spiegeln sich die Schwesterngebäude zur rechten und zur linken Seite. Meisterhaft! Das Tüpfelchen auf dem i ist dann der Rheinturm an der Hafenspitze, der mit 240 Metern Höhe das höchste Gebäude Düsseldorfs ist. Lust auf eine Rast? Oben im Turm befindet sich das japanische Restaurant Qomo, das sich in 72 Minuten einmal um die eigene Achse dreht. Und von der Aussichtsplattform darunter könnt ihr eure Tour noch einmal aus der Vogelperspektive nachvollziehen. 

Für Romantiker*innen: Der Benrather Schlosspark  

Es ist die reine Pracht. Allein schon das barocke, rosafarbene Zuckerbäckerschloss Benrath, das die Düsseldorfer liebevoll als ihr kleines Versailles bezeichnen, ist eine Augenweide. Und der Schlosspark steht dem Bauwerk in nichts nach. Für einen romantischen Spaziergang zu zweit gibt es keinen besseren Ort als die unter Denkmalschutz stehende Parkanlage im Süden Düsseldorfs. Diese wurde von Schlossarchitekt Nicolas de Pigage entworfen, der zwischen 1755 und 1770 ein geometrisches System von Wegen und Plätzen in den dichten Waldbestand des ehemaligen Tiergartens schlagen ließ: ein Glanzstück des Gartenbaus! Da sind zum einen die privaten Gärten von Bauherr Karl Theodor und seiner Gattin Elisabeth Auguste, ein Wandelgarten im englischen Stil auf der westlichen Seite des Schlosses und ein Barockgarten wie mit Zirkel und Lineal gezogen auf der östlichen. Dem großen Küchengarten und der Orangerie, in der sich das Museum für Europäische Gartenkunst befindet, solltet ihr auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Insgesamt umfasst die grüne Lunge mehr als 61 Hektar, von denen rund 45 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Völlig zu Recht: Im Park leben mehr als 80 Vogel- und über 300 Käferarten. Ihr schlendert also wie die Hochwohlgeborenen über die Länderei, macht an diesem oder jenem lauschigen Bänkchen Rast und versucht, die Vögel auszumachen und zu benennen, die in den Wipfeln über euch zwitschern. Zum Abschluss noch ein Stück Torte im Schlosscafé – standesgemäßer kann man den Frühling wahrlich nicht begrüßen. 

  

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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