Rock-Fotografie in Flingern

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Rock-Fotografie in Flingern

Punk- und Rock-Chronist Richard Bellia zeigt Fotos aus vier Jahrzehnten

Eine ganz besondere Ausstellung kommt ins Weltkunstzimmer – vermittelt von Michael Wenzel, Guide unserer Führung „The Sound of Düsseldorf“. Noch bis zum 10. April gibt’s in Flingern „Rocking Photography” von Richard Bellia zu sehen. Der Fotograf ist ein Chronist der Popmusik, er lichtete die ganz Großen ab – darunter The Cure, Depeche Mode, Nirvana und David Bowie, aber auch schillernde Akteure verschiedener, musikalischer Epochen wie Punk (u.a. Joe Strummer, Ramones, The Cramps, L7, Henry Rollins oder Joy Division) oder Hip Hop (u.a. Wu Tang Clan, ODB, LL Cool J, Eric B. and Rakim). Wir haben mit dem Kurator Andrew Uhlemann über die Ausstellung, Bellias Fotos und das Begleitprogramm gesprochen. 

Andrew, warum sollten wir uns die Ausstellung im Weltkunstzimmer anschauen?  

Ich finde Richard Bellia hat einen ganz speziellen Blick auf die Künstler*innen, die er ablichtet. Über die Jahrzehnte hinweg bleibt er immer auf Tuchfühlung mit dem Motiv, wartet auf den richtigen Moment und schnappt dann zu. Er entzieht den Momenten die Magie und bringt sie auf Fotopapier.  

Welche Künstler*innen und Bands hat Richard Bellia fotografiert? 

Seine Wurzeln liegen sicherlich im Punk und New Wave, wo er Heroen wie The Clash, The Cramps oder The Cure ablichtete. Schnell hat er dann sein Spektrum erweitert und sich auch an die ganz großen Popstars herangewagt wie David Bowie, James Brown, Morrisey, Paul Weller oder Madonna. In seinem 800 seitigen, famosen Bildband „Un oeil sur la musique“  sind über 1000 Fotos versammelt – direkt aus dem Fotograben, aber auch Backstage oder im Straßenbild.  

War Bellia auch selbst Teil der Szene?  

Bellia kam in den 1980igern nach Paris, für ein The Cure-Konzert hat er sich dann spontan eine Kamera gekauft. Sein Karrierewunsch war klar, allerdings hatte er in der Aufregung des ersten Konzertes den Film nicht richtig eingelegt, am Ende des Abends war kein vernünftiges Foto dabei. Um das zukünftig besser zu machen, hat er weiter fotografiert  und viel Musik gehört, um sich auf die passenden  Motive einzustimmen. 

Was macht die Fotos von Bellia so unverwechselbar?  

Band- und Pressefotos können unglaublich langweilig sein. Bei Bellias Fotos geht mir aber regelrecht das Herz auf, denn er zeigt spezielle Momente, die Ecken und Kanten haben, und gerade deshalb faszinierend sind. Und das ist ja schon fast eine Ausnahmeerscheinung in dieser glattgebügelten Instafilter-und Photoshop-Welt, von der man tagtäglich umgeben ist.  

Wie kommt es dazu, dass die Bilder jetzt in Düsseldorf zu sehen sind?  

Der Düsseldorfer Musikjournalist Michael Wenzel, der auch die wunderbare Führung “The Sound of Düsseldorf” macht, ist „schuld“. Er hatte von einem Bekannten den Tipp mit Richard Bellia bekommen und die Ausstellungsidee ans Weltkunstzimmer weitergeleitet.  Und dort war man spontan begeistert,  eine  Fotoausstellung mit Bellia zu realisieren. 

Wie nutzt Ihr den Ausstellungsraum in Flingern?  

Es gibt einem Eingangsbereich und zwei  große, hohe Räume mit weißen Wänden. Das passt perfekt zur schwarz-weiß  Fotografie, denn so wirkten auch die großen Formate.  Es liegt auch ein Flyer aus, der den Besucher*innen per QR-Code zwei Playlists empfiehlt: Eine Liste mit allen ausgestellten Künstler*innen und eine Top 10, für den schnellen Musik-Walk. Also bitte gerne eigenen Kopfhörer zum Nachhören mitbringen!  

Es finden einige Konzerte statt. Wie passt das zur Ausstellung?  

Es gibt ein wirklich tolles Rahmenprogramm zur Ausstellung.  Am Samstag, 19. März, wird Richard Bellia zum Beispiel einen Fotoworkshop mit Studenten der HS Düsseldorf abhalten. Im Anschluss daran gibt es einen Konzertabend mit Françoiz Breut und Florence Besch. Am Donnerstag, 31. März, 19 Uhr hält Richard Bellia höchstpersönlich zu einem Dia-Vortrag über seine Arbeit ein, mit musikalischer Begleitung von seinem Pariser Freund Jean Zundel. Und um dem rockigen Teil seiner Arbeit gerecht zu werden, gibt es am Freitag, 8. April, 20 Uhr, mit den dänischen Powersolo ein spektakuläres Rocktrio mit Showeinlagen der besonderen Art zu sehen.  

Genesis Beyer P. Orridge, Nuits Sonor es Lyon, Mai 2009, Richard Bellia

Was ist Dein Lieblingsfoto?  

Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich Bellias Buch schon vor und zurück geblättert habe, jedenfalls häufiger als alle anderen Rockfotobücher, die bei mir im Schrank stehen! Regelmäßig bleibe ich aber bei einem Foto der  kürzlich verstorbenen Genesis Beyer P. Orridge von Throbbing Gristle und Psychic TV hängen.  Eigentlich ein klassisches Portrait, das aber die Transformation hin zu einer, wie er es nannte, “pandrogynen” Geschlechteridentität zeigt.  


Mehr Informationen zur Ausstellung findet ihr in unserem Veranstaltungskalender.

Titelbild: David Bowie, Prag, Februar 1996, Richard Bellia
Galerie 1: © duesseldorf.design

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