Sechs Urban Art Spots, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet

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Sechs Urban Art Spots, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet

Das Museum, das niemals schließt 

Illegal, halblegal, legal. In den 1980er waren Graffitis, Tags, Stencils und Paste-ups als Schmiererei verschrien, heute gilt vieles davon als Kunst. Und naturgemäß ist diese Kunst der Straße über die ganze Stadt verteilt. Sucht ihr ein Werk von Harald Naegeli, dem berühmten Sprayer von Zürich, der schon Ende der 70er mit seinen ikonischen reduzierten Graffitis von sich reden machte? Dann seht euch am besten in Bilk um, wo Naegeli lange wohnte, oder zieht in der Innenstadt um die Häuser. Oder interessiert ihr euch für die sozialkritischen Arbeiten von Klaus Klinger, dem Mitbegründer des alljährlichen Düsseldorfer 40 Grad Urban Art Festivals? Dann schaut mal beim Kunstbunker auf der Aachener Straße vorbei. Andere finden ihr Lieblingswerk vielleicht an der für ihre bunten Fassaden berühmten Kiefernstraße in Flingern-Süd. Für alle, die noch mehr wollen, haben wir sechs besonders lohnenswerte Arbeiten herausgesiebt. Einige von ihnen sind übrigens Teil einer neuen Tour, die Klaus Rosskothen, Inhaber der Düsseldorfer Streetart-Galerie Pretty Portal, ab März anbietet. Auf seinem Urban Art Ride durch die Stadt, verrät er, welche*r Künstler*in hinter welchem Werk steckt, und erklärt Techniken und Motive.   

Wandgemälde Oberbilker Allee 287 von Os Gêmeos   

Die Zwillingsbrüder Otávio und Gustavo Pandolfo aus São Paulo zählen unter dem Namen Os Gêmeos – portugiesisch für „die Zwillinge“ – zu den bekanntesten Wandmal- und Mural-Künstlern weltweit. Anlässlich der Initiative „Mauerwerk – Projekt für Kunst im öffentlichen Raum“ gestalteten die Brasilianer im Juni 2018 eine 213 Quadratmeter große Seitenfassade an der Oberbilker Allee 287. Das farbenfrohe Wandbild am Gebäude der Jugendberatung der AWO zeigt eine surrealistische Szene, in der ein Mann ein Holzboot mit einem Mädchen und einem Hund in den Armen wiegt. Ein typisches Motiv der Zwillinge, deren Werke oft Traumwelten zu entspringen scheinen und zugleich Elemente der brasilianischen Folklore und Mythologie widerspiegeln. Anspielungen auf die Folgen des Kolonialismus und die harte Lebensrealität in der brasilianischen Heimat der Brüder finden sich ebenso wie Einflüsse aus der Hip-Hop-Kultur. All das verbindet sich zu einer Bildsprache, die genauso surreal wie poetisch ist.  

B8 Center, Werdener Straße 87, How & Nosm 

Zwillinge zum Zweiten: Die in Spanien geborenen eineiigen Zwillingsbrüder Raoul und Davide Perré haben lange Zeit in Düsseldorf gelebt und griffen bereits als Teenager zur Sprühdose. Neben bemalten Zügen hinterließen sie auf der Flingeraner Kiefernstraße einige ihrer Kunstwerke. Mittlerweile lebt das Brüderpaar in New York und gehört mit seinen Werken, die dank einer reduzierten Farbpalette und motivischer Komplexität eine Hommage an die frühe Graffiti-Szene sind, zu den bekanntesten Street Artists weltweit. Im Rahmen des 40 Grad Urban Art Festivals 2021 besuchten How & Nosm ihre alte Heimat und gestalteten eine Fassade am B8 Center auf der Werdener Straße 87 mit einer expressiven Arbeit. 

Beuys-Porträt Erkrather Straße 206 von Orticanoodles 

Das italienische Künstlerpaar Alita und Wally, bekannt unter dem Namen Orticanoodles, ist für seine außergewöhnlich komplexe und vielschichtige Schablonentechnik bekannt. In ihrer Werkstadt im Mailänder Bezirk Ortica folgen sie dabei der Tradition der Pop Art: Porträts von bekannten Persönlichkeiten werden kombiniert mit einem knalligen, auf die Grundfarben reduzierten Kolorit, oft ergänzt mit fragmentierten Zitaten der abgebildeten Personen. Düsseldorf hinterließen Orticanoodles ein Gemälde von Joseph Beuys, flankiert von einem seiner berühmten Bonmots: „Wer nicht denken will, fliegt raus.“  

Wandgemälde Suitbertusstraße 151 von Pixelpancho 

Bei Pixelpancho geht es um Roboter. „Ich bin angetrieben von einer vergessenen Welt, die unter einer dicken Schicht aus Staub und Schmutz verborgen ist. Dort gibt es Roboter, als eine Schöpfung der Menschheit, verbeult und abgenutzt, eine Symbiose von Organischem und Anorganischem, denen das verrostete Eisen ihrer Körper auseinanderfällt“, sagt der gebürtige Italiener, der an der Albertina Akademie der schönen Künste in Turin und später in Valencia studiert hat. Seine Motive und sein einzigartiger Stil haben hohen Wiedererkennungswert. In Düsseldorf-Bilk ließ Pixelpancho einen seiner vergessenen mechanischen Gesellen an einer Fassade in der Suitbertusstraße wiederauferstehen.  

Wandgemälde Brunnenstraße 12 von Fin DAC  

Auch der irische Künstler Fin DAC hat seine Spuren in Düsseldorf hinterlassen. Mithilfe eines markanten Farbe-Schablone-Stils vereint er in seinen Werken Elemente zeitgenössischer Kunst mit Urban Art. Der Autodidakt und Nonkonformist nennt seine Kunst „Urban Aesthetics“ und sieht sich von Dark Graphic Novels bis hin zu den Arbeiten von Francis Bacon und Aubrey Beardsley beeinflusst. An der Brunnenstraße 12, neben der Galerie Pretty Portal, hat er eine Wand und die Decke eines Hauseingangs mit einem seiner Frauenporträts verschönert. Es ist das Bild einer asiatischen Frau, deren feine Schwarz-Weiß-Darstellung mit einem großen Farb-Splash direkt über den Augen kontrastiert wird.  

Jülicher Brücke, 70 verschiedene Künstler*innen 

„Brücken denken“ hieß das Motto des 40 Grad Urban Art Festivals 2019, mit dem die Veranstalter ein Zeichen gegen den Faschismus setzen wollten. Umgesetzt wurde es von über 70 lokal, regional und international bekannten Graffiti- und Urban-Art-Künstler*innen auf einer 2000 Quadratmeter großen Fläche in direkter Nachbarschaft zum Mahnmal für die deportierten Jüdinnen und Juden am alten Güterbahnhof. Viele der Arbeiten haben politischen Hintergrund oder beziehen sich auf die Historie des Ortes. Unter anderem mit dabei: Otto Schade aus London und George Koftis aus Griechenland, aber auch lokale Größen wie dem Graffiti-Urgestein Oliver Räke aka Magic und die Majo Brothers Marc und Joe Henning. Mithilfe eines QR-Codes bekommt ihr vor Ort Zugang zu einem Online-Audioguide, der durch die Location führt und euch mit Informationen zu den Beteiligten versorgt. 

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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