Sechsmal Sterneküche in entspannter Atmosphäre

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Sechsmal Sterneküche in entspannter Atmosphäre

Zauberwort Casual Fine Dining

Ihr liebt feines Essen auf höchstem Niveau? Fühlt euch aber in ungezwungener Atmosphäre am wohlsten? Das ist in Düsseldorf kein Widerspruch. Denn die Auswahl der Restaurants, die einen Michelin-Stern verdient und bekommen haben, ist hier so groß, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wenn eure Gaumen zwar verwöhnt sind, ihr aber dennoch Lust auf ein entspanntes Essen ohne Schlips und Kragen habt, seid ihr in diesen sechs Restaurants an der richtigen Adresse.  

Setzkasten 

Dem Setzkasten ist eine Sensation gelungen. Als erstes Restaurant in einem deutschen Supermarkt haben Chef Anton Pahl und sein 19-köpfiges Team 2020 einen Michelin-Stern erkocht, den sie auch 2021 halten konnten. Zugegeben, es ist nicht irgendein Supermarkt, sondern das als Gourmettempel bekannte Edeka Zurheide, in dem dieses Wunder vollbracht wurde. Die ausgedehnte abendliche Genussreise mit französischem Einschlag hat neun Gänge. Mit vielen begleitenden Speisen kommt man auf zwölf bis 16 Geschmackserlebnisse, wobei die kleinen Grüße aus der Küche aus den verschiedenen Abteilungen des Supermarktes generiert werden. „Durch diese Zusammenarbeit entstehen immer neue spannende Symbiosen“, erklärt Pahl den Ideenreichtum. „Zudem sind wir ein junges, kreatives Team. Jeder darf sich einbringen, vom Azubi bis Sous-Chef.“ Trotz höchster gastronomischer Ansprüche ist von steifem Gebaren also keine Spur. Die Einrichtung im Setzkasten ist klar und dank warmer Farben und natürlicher Materialien anheimelnd. Seid ihr Neulinge in der Haute Cuisine? Dann probiert den mittäglichen Business-Lunch, den kulinarischen Kurztrip sozusagen, der mit vier Gängen und drei Grüßen aus der Küche aufwartet. Zwei Stunden Zeit solltet ihr aber mitbringen.   

Dr. Kosch 

„Wir sind ein Restaurant abseits von Attitüden“, erklärt Volker Drkosch, der dem Restaurant auf der Roßstraße seinen Namen gab und seinen kulinarischen Stempel aufdrückte. „Gestärkte Tischdecken und seichte Fahrstuhlmusik sucht man bei uns vergebens“, sagt der 52-jährige Gastronom. Vielmehr vermitteln er und sein eingeschworenes, fünfköpfiges Team ein urbanes, weltstädtisches Lebensgefühl. Der erfahrene Chef erkochte bereits für andere Häuser 2000, 2002 und 2009 je einen Michelin-Stern, bevor er 2015 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte und auch hier reüssierte. Gemeinsam mit seiner Partnerin Susanne Schmitt kreiert der sterneverwöhnte Volker Drkosch seither „kulinarische Poesie“. Vier, fünf oder sechs Gänge hat das Chef’s-Choice-Menü bei ihm, ein Angebot à la Carte gibt es nicht. Besonders köstlich schmecken die “Precious Little Diamonds”: Jakobsmuscheln mit Zitronenschalenmarmelade glasiert, in Quinoa gebettet und von Mandelmilch umschäumt. Ein Gedicht! 

1876 Daniel Dal-Ben 

Geht es bei Dr. Kosch ein bisschen zu wie in einer netten Bar, wartet Daniel Dal-Ben in seinem Restaurant mit Wohnzimmeratmosphäre auf. Gerade mal zwölf Plätze hat das Etablissement an der Grunerstraße im Zooviertel. Ihr sitzt in intimer Runde in gepolsterten Sesseln und genießt den tadellosen Service im 1876, dessen Name sich vom Eröffnungsjahr des Düsseldorfer Zoos ableitet, der bis 1943 gleich gegenüber beheimatet war. Daniel Dal-Ben ist Sohn einer Einwandererfamilie aus dem Veneto, in seiner Brust schlagen zwei Herzen: Er sieht sich als Grenzgänger zwischen der einheimischen, regionalen und der italienischen Küche, bedient sich aber darüber hinaus in der Speisekammer der sieben Kontinente. Fisch und Meeresfrüchte sind Hauptbestandteil des Abendmenüs – Urlaubsgefühle also inklusive.   

Yoshi by Nagaya 

Eine klare Sache. Die Unverfälschtheit des Produktes, die Klarheit von Aromen und Texturen stehen im Yoshi auf der Kreuzstraße im Mittelpunkt. Das war dem Guide Michelin 2021 einen Stern wert. Wobei Chef Yoshizumi Nagaya in Düsseldorf kein unbeschriebenes Blatt ist. Das Nagaya gleich um die Ecke auf der Klosterstraße ist ebenfalls sternegekrönt. „Die traditionelle Kaiseki-Küche steht im Yoshi im Zentrum“, sagt Yoshizumi Nagaya, der mit diesem Konzept 2015 zu seinen Wurzeln zurückkehrte. Kaiseki ist die japanische Antwort auf die französische Haute Cuisine. Das abendliche Omakase-Menü, bei dem der Koch die Auswahl der Speisen trifft, beeindruckt mit absolut produktorientierter und überaus exakter Zubereitung. Tipp: Kommt auch mal mittags – da gibt es ein günstigeres Menü. Ganz leger geht es übrigens im dritten Lokal des Ausnahmegastronomen zu. Das neu eröffnete Roku in Derendorf versteht sich als Mischung aus Bistro und Weinbar.  

Agata’s 

Die Lage ist unspektakulär, das Essen aber keineswegs. Im Schatten der St. Peter Kirche – auf der Südseite des Kirchplatzes in Unterbilk wartet ein weiteres Kleinod der gehobenen Küche auf euch. Agata Reul, gebürtige Polin, empfängt ihre Gäste hier in einem von warmen Erdfarben und vielen Pflanzen geprägten Interieur. Für den Gaumenschmaus auf den Tellern sorgt Philipp Lange. Der erfahrene Chef zelebriert eine moderne, internationale Küche mit asiatischen Einflüssen, in der das besonders kreative Zusammenspiel von Aromen hervorsticht. 

Anthony’s Kitchen 

Energiegeladen und trotzdem tiefenentspannt. Der 39-jährige Anthony Sarpong passt mit seiner Offenherzigkeit und seiner variantenreichen Küche in keine Schublade. 2017 hat der Chef mit ghanaischen Wurzeln seinen ersten Michelin-Stern erhalten. 2021 bekam er zusätzlich den grünen Michelin-Stern für Nachhaltigkeit, als Einziger in der Region. „Wir sind das erste Restaurant Deutschlands, das einen eigenen biozertifizierten Anbau betreibt. Unsere Zulieferer kommen aus dem Umkreis von fünf Kilometern, inklusive jene der Teller und des Bestecks“, erklärt Sarpong. Von den zwei Menüs, die im Meerbuscher Restaurant angeboten werden, ist eines komplett vegan. Sein eigenes Leibgericht sei Reis mit zerlassener Butter und seine Lieblingseinkaufsmeile die Kölner Straße, eine multikulturell geprägte Einkaufsstraße in Düsseldorf, in der er sich mannigfaltig inspirieren lasse. Entsprechend unverkrampft ist die Atmosphäre bei ihm: „Wir laden quasi in unser Wohnzimmer ein, mit Blick in die Küche“, beschreibt Sarpong lachend das Ambiente seines Sternelokals. Wenn euch also nach feinster nachhaltiger Küche an einem anheimelnden Ort ist, seid ihr im Anthony’s in den besten Händen. 

Titelbild: Dr.Kosch ©Moritz Peters

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