Sechs Besonderheiten am Kö-Bogen II und dem Gustaf-Gründgens-Platz

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Sechs Besonderheiten am Kö-Bogen II und Gustaf-Gründgens-Platz

Nach aufwendiger Umgestaltung bietet das Areal mitten in der Innenstadt architektonische und kulturelle Highlights

Was lange währt, wird endlich gut: Fast 30 Jahre lang, nämlich seit 1992, sinnierten die Stadt Düsseldorf und Architekt Christoph Ingenhoven über die Neugestaltung des Areals rund um den Gustaf-Gründgens-Platz. Ade, Hochstraße „Tausendfüßler“ mit unendlich viel Verkehr, willkommen, nachhaltiges Bauen, das Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen ein umweltfreundliches Einkaufs- und Freizeiterlebnis in direkter Nachbarschaft zu Schauspiel- und Dreischeibenhaus ermöglicht. Von 2009 bis 2020 dauerten die Bauarbeiten inklusive der Wehrhahnlinie, seitdem freuen sich Einheimische wie Besucher*innen über ein herausragendes Projekt, das weltweit Beachtung findet – und vielleicht auch euch in seinen Bann zieht!?

Open-Air-Bühne am Schauspielhaus

Shakespeare würde sicher verzückt sein, wäre er noch dazu in der Lage, den Gustaf-Gründgens-Platz in der Abenddämmerung eines – sagen wir – lauen Junitages aufzusuchen. Schließlich erweist sich der Ort als perfekte Kulisse für wahr gewordene Sommernachtsträume – und zwar, wenn das Schauspielhaus zu Vorstellungen auf seiner Freiluftbühne bittet! Dann sausen vor bis zu 400 Zuschauer*innen auf einmal zum Beispiel Nibelung Alberich und die Götter aus Walhalla durch die Kulisse. Oder ein riesengroßes Mäuserudel breitet sich rasend schnell aus, um das junge Publikum auf Abenteuer des „überaus starken Willibalds“ einzuladen. Mit dem Open-Air-Theaterfest eröffneten die Schauspieler*innen, Tänzer*innen und Sänger*innen auf dem Gustaf-Gründgens-Platz gar die Spielzeit 2021/22. In den späten Stunden des Tages lassen sich außerdem Projektionen in Gebärdensprache an der Open-Air-Bühne verfolgen.

Green Architecture Kö-Bogen II

Sie wächst bis zu 40 Zentimeter in zwölf Monaten, ihr Holz zeigt sich weiß-gräulich – und über ihr Alter lässt sie den Menschen gern im Unklaren, denn Jahresringe lassen sich kaum erkennen: die Hainbuche. Dieser Baum prägt den Anblick des Kö-Bogen II ganz immens mit. Schließlich ließ Architekt Christoph Ingenhoven insgesamt 30.000 Vertreter der heimischen Art in 3500 Trögen als umweltfreundliche Fassade „verpflanzen“ – und stellt damit einen Rekord auf. Das mit einem abfallenden Dach konzipierte Gebäude, das Büros und zur Schadowstraße hin Geschäfte des Einzelhandels beherbergt, gilt als grünstes in Europa! Die Idee: Die Hainbuchen sorgen für ein verbessertes Klima, indem sie unter anderem Feuchtigkeit speichern und Kohlendioxid binden. Der ökologische Nutzen der Sträucher entspreche dem von rund 80 ausgewachsenen Laubbäumen, ließ Ingenhoven wissen. Das überzeugte auch die Jurys zahlreicher nationaler und internationaler Architekturwettbewerbe, die den gesamten Komplex vielfach auszeichneten.

Restaurant im Schauspielhaus 

Eine dramatische Szene voller Angst und Verzweiflung, bei der das Publikum den Atem anhält – und euch so laut der Magen knurrt, dass es das ganze Schauspielhaus hört? Das lässt sich ohne Probleme mit einem Besuch im Restaurant Schillings vermeiden. Im gleichen Gebäude gelegen, lasst ihr es euch hier von dienstags bis sonntags zu beinahe jeder Tageszeit schmecken. Egal ob beim Mittagstisch zwischen 12.30 und 14 Uhr, beim Kaffee am Nachmittag oder zum Abendessen zwischen 17 und 22.30 Uhr. Wegen Spezialitäten wie Trüffelpommes, argentinischen Rotgarnelen, Kabeljau an Zitronenkruste oder in Altbier geschmorten Ochsenbäckchen geht niemand hungrig nach Hause – oder, wie erwähnt, nach „nebenan“ zur nächsten Vorstellung. Passend dazu erwartet euch neben einer großen Weinkarte die „Theaterplatte“ mit einer Auswahl an Käse- und Schinken sowie Tomatenmarmelade und Grillgemüse. Dramatisch gut!

Ein Zuhause für die Skater-Szene 

Eishockey, Fußball und – Skaten? Aber hallo! In Düsseldorf erfreut sich die Szene so großer Beliebtheit, dass sogar eine eigene Veranstaltung namens „Skateweekend“ Fans des Sports von weit außerhalb in die Stadt zieht. Auch das Kö-Bogen-II-Areal begeistert erneut, nachdem hier schon vor vielen Jahren ein Skatepark junge Düsseldorfer*innen anzog. Nicht zuletzt dank seines rollenfreundlichen, besonders glatten Gussasphalts und der bewusst skatefreundlich gestalteten Elemente wie rampenähnlicher Berandungen der Beete dient der Bereich vor dem Schauspielhaus als perfekte Kulisse für Kick-Flip, Slides und Ollies über die Außenstehende nur staunen können. Auch im Schatten des Dreischeibenhauses, auf der anderen Seite der Straßenbahngleise, treffen sich Boarder und BMX-Fahrer regelmäßig, um mithilfe von Rampen über Betonbänke zu rollen. 

Schnell im Grünen  

Grünflächen zählt Düsseldorf zum Glück viele. Doch nur wenige können von sich behaupten, der „erste Park am Platz“ zu sein. Im Fall des Hofgartens trifft dies sprichwörtlich zu, grenzt er doch unmittelbar an den Gustaf-Gründgens-Platz. Wer sich nach einem Shopping-Bummel, in der Mittagspause oder nach einem Besuch des Schauspielhauses die Füße vertreten möchte, findet also beste Gelegenheit, dies an Ort und Stelle zu tun – und dabei auf mehr als nur ein Highlight zu treffen. Um nur eine Auswahl zu nennen: Nur wenige Hundert Meter vom Kö-Bogen II entfernt begegnen Spaziergänger*innen, Inlineskate-, Fahrrad- oder Skateboardfans etwa Henry Moores Bronzeplastik „Liegende Figur in zwei Teilen“ von 1969, den „Meninas“, also den Hoffräulein von Manolo Valdés nach Velázquez oder den von Künstler Stefan Sous gestalteten Lichtbänken. Sie zieren beide Seiten der Jägerhof-Allee.

Hoch hinaus 

Wie viele Städte fallen euch spontan ein, in denen ihr problemlos auf Hausdächer steigen könnt, ohne einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr zu provozieren? Am Gustaf-Gründgens-Platz kein Problem! Auf der ebenfalls von Architekt Christoph Ingenhoven gestalteten, spitz zu laufenden Markthalle, in der ein Restaurant Burger-Fans begrüßt sowie ein Supermarkt und eine Drogeriekette sitzen, schaut ihr euch die Stadt aus ganz neuer Perspektive an. Erst im Oktober 2021 eröffnet, lädt die begehbare Rasenfläche des zum Kö-Bogen II zugehörigen Gebäudes zum Abspannen mitten in der Großstadt ein. Fehlen nur noch Picknickdecke, Kaltgetränk und Kuchen, und das Glück ist vollkommen.

Titelbild: © ingenhoven architects HGEsch

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