„Düsseldorf ist immer wie Urlaub“

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„Düsseldorf ist immer wie Urlaub“

Der Name des Düsseldorfer Familien-Clans Schneider-Esleben ist weltberühmt. Paul Schneider-Esleben hat als Stararchitekt wegweisende Spuren hinterlassen, sein Sohn Florian Schneider-Esleben gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Elektro-Pioniere Kraftwerk, sein Tod im Jahr 2020 wurde weltweit betrauert. Und – Sophia Schneider-Esleben, die Enkelin des Architekten, ist als Mode-Designerin bekannt, die nachhaltige, faire Mode entwirft. Anlässlich der Ausstellung “Electro. Von Kraftwerk bis Techno” im Kunstpalast sprachen wir mit ihr über ihre Zusammenarbeit mit Kraftwerk-Grafiker Emil Schult. 

Die berühmte „Haniel Garage” in Düsseldorf wurde von deinem Großvater, dem Architekten Paul Schneider-Esleben, entworfen. Du als Modedesignerin verwandelst heute seine Aquarelle in Kleider und Blusen. Welche Erinnerungen hast du an ihn?

Mein Großvater hat mir zwei Aquarelle gemalt, eins zur Geburt und ein Porträt, als ich circa 8 Jahre alt war. Daraufhin habe ich ihm stets Bilder gemalt, quasi als Antwort. Das hat dann etwas überhand genommen, sodass er sich nach meiner schulischen Karriere erkundigte … Er war zwar streng, aber auch liebevoll und verspielt, voller Geschichten und Ideen: stets eine Quelle der Inspiration. Besonders beeindruckend fand ich sein Atelier und seine Werkstätten. Ich zehre noch von seinen Aquarellkästen und Papierblöcken, die immer offen herumlagen.

Und welche persönlichen Bezüge hast du zur Modestadt Düsseldorf?

Düsseldorf ist durch den ehemaligen Familiensitz meine Heimat. Jetzt zieht es mich beruflich hierhin, für Modemessen und Kundenbesuche. Ich komme sehr gerne nach Düsseldorf, es ist immer wie Urlaub.

Du gehst als Designerin und Modeproduzentin einen ganz eigenen Weg: deine Initialen SSE hast du neu interpretiert, um deine Haltung zu beschreiben – „Slow Smart Eco”. Wo kann man deine Entwürfe kaufen? Auch in Düsseldorf?

Zunächst international in meinem Online Shop, in Düsseldorf bei Roberta The Store, ein Concept Store für nachhaltige Mode – und in vielen weiteren Boutiquen, zu finden in meinem Shop Locator.

Eine neue Kollektion von dir ist der legendären Zugflotte, Trans Europa Express, TEE, gewidmet, die zwischen 1957 – 1987 die Städte Europas verband. Du hast dafür mit dem Künstler und Kraftwerk-Grafiker Emil Schult zusammengearbeitet, der unter anderem das Original-Cover der LP „Autobahn” gestaltet hat. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Auf der Trauerfeier für meinen Onkel, Florian Schneider, Mitbegründer und Elektro-Pionier der Band Kraftwerk, begegnete ich im April 2020 Emil Schult – „dem Auge von Kraftwerk“, wie er auch genannt wird. Emil ist ein langjähriger Freund der Familie, so schwelgten wir in schönen Erinnerungen und schmiedeten irgendwann Pläne. Als Gastgeschenk brachte er sein Buch „Fluxus to Future” mit, zwei Kilo Kunstgeschichte! Emil unterstützte sofort mein nachhaltiges Konzept, die Aquarelle meines Großvaters als Hommage aufleben zu lassen. Spontan bot er mir an, eines seiner Kunstwerke auszusuchen und dies in meine Kollektion mitaufzunehmen. Ich wählte den TEE als Motiv.

In dem Lied „Trans Europa Express” von Kraftwerk heißt es: „Wir laufen ein in Düsseldorf City und treffen Iggy Pop und David Bowie”. Welche Musik hörst du gern beim Arbeiten, welche inspiriert dich?

Es kommt auf die Arbeit, Tageszeit und meine Stimmung an. Ziemlich jede Musikrichtung hat ihre Highlights. Was für mich immer geht ist Electro, Funk, Soul und Klassik.


Einen passenden Beitrag über Emil Schult und seine Kunst findet ihr hier.


Unser Autor

Gerrit Terstiege war lange Jahre Chefredakteur der Zeitschrift „form” und gab drei Designbücher heraus. Er schreibt regelmäßig u.a. für Mint, Art, Monopol und den Rolling Stone und führte zahlreiche Interviews, etwa mit Diedrich Diederichsen, Bazon Brock, Klaus Theweleit, Richard Hamilton, Donald Fagen, Klaus Voormann und Leonard Cohen.

Titelbild: © Markus Luigs
Galerie: © Sophia Schneider-Esleben
Portrait Terstiege: © Wolfgang Armbruster

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