Sechs außergewöhnliche Kirchen in Düsseldorf

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Sechs außergewöhnliche Kirchen in Düsseldorf

Stille Nacht mal ganz anders

Hab ihr auch den festen Vorsatz, in diesem Jahr die Vorweihnachtszeit so richtig zu genießen, ganz ohne Stress? Dann haben wir das perfekte Programm für euch: eine Tour durch die schönsten und spektakulärsten Kirchen Düsseldorfs. Meditative Ruhe, beeindruckende Architektur, kunsthistorische Schätze, besonders stimmungsvolle Veranstaltungen: Diese sechs Kirchen lassen den Advent unvergesslich werden. Apropos: Wusstet ihr, dass in Düsseldorf alljährlich das IDO, das Internationale Düsseldorfer Orgelfestival stattfindet? Eine wunderbare Gelegenheit, die eine oder andere Kirche, an der ihr bislang vorübergegangen seid, kennenzulernen.

Basilika St. Lambertus

Kirche und Kirmes? Wie passt das denn zusammen? In Düsseldorf natürlich gut. Der Pfarraltar der katholischen St.-Lambertus-Kirche birgt die Reliquien des Stadtpatrons, des Heiligen Apollinaris. Und dessen Gedenktag ist der ursprüngliche Anlass der Düsseldorfer Kirmes – die den feierfreudigen Düsseldorfern bekanntlich heilig ist. Aber es gibt noch einen weiteren eher unorthodoxen Grund für einen Besuch der imposanten dreischiffigen Hallenbasilika: Nach einem Brand im Jahr 1815 musste der Kirchturm erneuert werden. Kurze Zeit später verzog sich das Holz und schuf die berühmte Drehung im Dach. Laut Volksglauben soll es sich erst dann wieder begradigen, wenn eine Jungfrau in der Lambertus-Kirche heiratet. Dieses Ereignis lässt offenbar auf sich warten, bisher ist jedenfalls weiterhin alles krumm. Ein Tipp noch für Freunde der Kunst: Das Westportal aus den 1950er Jahren ist ein Werk des Bildhauers und Beuys-Lehrers Ewald Mataré.

Kirche St. Andreas

Draußen tobt das Altstadtleben, drinnen herrscht andachtsvolle Stille. Nirgendwo in Düsseldorf könnt ihr die sprichwörtliche Lebensfreude und die kulturhistorischen Schätze der Stadt in so unmittelbarer Nachbarschaft erleben. Die katholische St.-Andreas-Kirche gilt als Meisterwerk der ausgehenden deutschen Renaissance und des beginnenden Barocks. Lasst euch gefangen nehmen von der prächtigen Innenausstattung der einstigen Hof- und Jesuitenkirche, dem kunstvollen Stuck, den beeindruckenden Fresken und der aus Holz geschnitzten Kanzel aus dem 17. Jahrhundert. Und vergesst bitte nicht, Jan Wellem einen Besuch abzustatten, dessen Mausoleum sich an der Nordseite befindet. Der berühmte Kurfürst hat Düsseldorf wie kein anderer geprägt und verwandelte die Stadt seinerzeit in eines der kulturellen Zentren Europas. 

Berger Kirche

Alte Kirche, neue Kunst. Mit geometrisch gemusterten, farbig abgestuften Wandbehängen und einem weißen Acrylglas-Altar hat der bekannte Frankfurter Künstler Tobias Rehberger der kleinen Saalkirche ein spektakuläres Inneres verpasst. Rehbergers Licht- und Farbinstallationen sorgen für wechselnde Stimmung in dem hellen, schlichten Gotteshaus, das manchem als Geheimtipp gilt. Denn die Berger Kirche liegt etwas versteckt in einem Altstadt-Hinterhof. Der Grund? Es handelt sich hier um die erste lutherische Kirche der Stadt, und anno 1687, dem Jahr ihrer Weihe, wurden Lutheraner im rekatholisierten Düsseldorf lediglich geduldet. Sie durften damals ihre Neubauten nur in den Höfen errichten. Heute ist die Berger Kirche nicht nur eine Ruhe-Oase, sondern auch Pilgerstätte für Freunde der zeitgenössischen Kunst. Schönes Kontrastprogramm: Nach dem Kirchgang könnt ihr euch auf ein Altbier ins Getümmel der Brauerei Uerige stürzen, die nur wenige Schritte von der Kirche entfernt ist.  

Johanneskirche

Die Befreiung! Die Johanneskirche auf dem Martin-Luther-Platz ist das größte evangelische Gotteshaus Düsseldorfs und das erste, das frei auf einem Platz errichtet werden durfte. Die Zeit der versteckten lutherischen Hofkirchen war 1881 also endgültig passé. Auch heute noch steht der imposante rote Backsteinbau im Rundbogenstil für Zukunftsorientierung. Seit 1995 ist die Johanneskirche evangelische Begegnungsstätte, und seither bilden Kultur, Glaube sowie diakonische und soziale Angebote hier eine überzeugende Einheit. Unter der Überschrift ‚Kirche in der City‘ wird ein vielfältiges Programm geboten. Von der 10-Minuten-Andacht bis hin zum Elektro-Konzert. Unser Tipp: Die Lunch-Time-Orgel lädt jeden Mittwoch dazu ein, ab 12.30 Uhr eine halbe Stunde Orgelmusik zu genießen. Für das anschließende Mittagessen empfiehlt sich die Einkehr bei Wilma Wunder, deren Lokal sich im neuen Gastro-Pavillon auf dem Martin-Luther-Platz befindet.

Basilika St. Margareta

Eine kunst- und kulturhistorische Zeitreise: Schon im 9. Jahrhundert stiftete der fränkische Ritter Gerricus, Namensgeber des Stadtteils Gerresheim, am heutigen Standort von St. Margareta ein Kloster. Doch dem Edelmann soll beim Kirchenbau das Geld ausgegangen sein, daher bot der Legende nach der Teufel höchstpersönlich Unterstützung an. Gerricus zögerte, und so entschieden sich beide für ein Wettspringen vom Turm. Der Teufel verlor, der Bau wurde vollendet und 1236 geweiht. In der heutigen Pfeilerbasilika St. Margareta können auch Normalsterbliche in den Formen- und Farbreichtum der rheinischen Spätromanik eintauchen. Der ‚Gerresheimer Gnadenstuhl im Gewölbezentrum, eine Darstellung der Dreifaltigkeit, gilt als der früheste in der deutschen Monumentalmalerei. Noch aus dem Vorgängerbau aus dem 10. Jahrhundert stammt das überlebensgroße ottonische Kreuz hinter dem Altar. Perfekt wird der Tag mit einem Bummel durch den urigen Ortskern von Gerresheim und einem anschließenden Zwiebelkuchen bei Herrn Knillmann am Alten Markt. Wanderfreunde starten von hier in die hügeligen Wälder der Umgebung, zum Beispiel ins Rotthäuser Bachtal.

Bunkerkirche St. Sakrament

So sicher wie das Amen in der Kirche. Im Heerdter Hochbunker ist nicht nur der Glauben felsenfest verankert, auch der Bau selbst ist unverwüstlich. Unter dem von Jesaja stammenden Friedensmotto ‚Schwerter zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern‘ wurde der einzigartige Kriegszeuge aus brutalistischem Beton durch seine Umnutzung zu einem Symbol für Frieden und Gemeinschaft. 1949 erhielt die Begegnungsstätte der Gemeinde St. Sakrament ihre Weihe, seit 2016 wird die Bunkerkirche als koptisches Gotteshaus genutzt, außerdem für Veranstaltungen und Ausstellungen. Insbesondere von außen ist die Kirche, heute denkmalgeschütztes Mahnmal und Kunstort in einem, spektakulär. Fotografieren lässt sie sich am besten bei Nacht, wenn der Parkplatz leer ist und der beleuchtete Glockenturm in den dunklen Himmel ragt.

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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