Magische Momente in einer leeren Stadt

Interview mit dem Düsseldorfer Fotografen Thorsten Schmidtkord

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Magische Momente in einer leeren Stadt

Interview mit dem Düsseldorfer Fotografen Thorsten Schmidtkord

Thorsten Schmidtkord hat die besondere Zeit genutzt, um Fotos von Düsseldorf zu machen, die irgendwann Zeigeschichte sein werden. Der Düsseldorfer Fotograf hat Betroffene der Pandemie-bedingten Einschränkungen an ihren Arbeits- und Auftrittsorten inszeniert. Im November sind 18 Motive auf der knapp 40 Meter langen LED-Wand des Kö-Bogen II zu sehen – als Kunst im öffentlichen Raum. Im Spotlight: DJ Theo Fitsos auf dem leeren Fischmarkt, Direktor Dr. Felix Krämer vor dem verschlossenen Kunstpalast und die Band Porno Al Forno alleine auf der Rheinkirmes-Wiese. Das Fotoprojekt „Licht aus. Spot an.“ ist in Zusammenarbeit mit dem City-Guide THE DORF entstanden.

Thorsten Schmidtkord, während des ersten Lockdowns hast Du die menschenleere Altstadt und den Flughafen fotografiert. Sie wirkten wie komplett andere Orte. Jetzt zeigst Du bekannte Düsseldorfer*innen an verlassenen Schauplätzen Deiner Heimatstadt. Warum?  

Mich interessieren schon immer Orte, die normalerweise sehr belebt sind, aber aus verschiedenen Gründen plötzlich menschenleer. Angefangen hat esmit einer Serie von Badeorten auf Mallorca. Dort habe ich im Winter Locations fotografiert, die nicht nur leer schienen, sondern wie eingeschlafen. Die gleichen Orte habe ich im Sommer erneut fotografiert, mit den typischen Touristen an den Stränden. Eine weitere Serie zeigt die Düsseldorfer Kirmes morgens um sechs Uhr. Die Fahrgeschäfte auf den Rheinwiesen kommen einem vor wie eine Filmkulisse.

Woher kommt der Name des Projekts „Licht aus. Spot an.“?

Es erinnert mich an die Sendung „Disco“ aus den 1970er Jahren mit Ilja Richter. Mit diesem Spruch begann jede Sendung. Ich nutze diesen Satz als Stilmittel, aber auch als Kernaussage. Der Protagonist steht im Mittelpunkt der Szenerie, seine Wirkungsstätte ist nur mit einem Spot beleuchtet. Wo normalerweise Menschenmassen die Personen umgeben, herrscht ungewohnte, gespenstische Stille. 

Und dann hast Du mitten in der Pandemie einfach losgelegt?   

Für mich war direkt klar: Zu Hause bleiben ist keine Option. Dazu bin ich zu sehr Fotograf. Eine Chance, Bilder zu erstellen, die es vorher noch nie gab. Bilder der Zeitgeschichte.

Wonach hast Du die Protagonist*innen ausgewählt?

Im Vordergrund stand die Person. Ich habe mir die Frage gestellt: Wer sorgt dafür, dass die Menschen nach Düsseldorf kommen?

Hat Düsseldorf auf Dich durch die Kamera anders gewirkt?

Die Locations leer zu sehen, war eine neue Wahrnehmung, die ich bis dato nicht kannte – und daher war es teilweise magisch.

Wie waren die Düsseldorfer*innen, die Du abgelichtet hast, aktuell drauf?

Ich spürte sehr viel Dankbarkeit, dass ich bei dem Projekt an sie gedacht hatte. Viele hat es damals wie heute sehr schwer getroffen. Keiner wusste so recht, wie es weiter geht. Gerade unter den Künstlern standen viele Auftritte oder Ausstellungen an.

Was ist Dein Eindruck – wen hat die Krise am härtesten getroffen: Sport, Gastro oder Kultur? 

Der Sport geht ja mittlerweile weiter, aber auch dort sind viele Soloselbständige oder Unternehmen indirekt von der Krise betroffen. Es hängt alles irgendwie zusammen. Ohne Zuschauer in den Stadien, keine Gäste in den Hotels, Kneipen oder Brauhäusern. Die Künstler trifft es aber besonders hart, bei ihnen gibt es keinen Außer-Haus-Verkauf oder Lieferdienst.

Du hast ja auch einen besonderen Fokus auf den Tourismus gelegt. Wie gehen der Flugkapitän und der Hoteldirektor mit der Situation um? 

Wie alle Protagonisten lieben sie ihren Job und führen diesen jeden Tag mit Leidenschaft aus. Alles hängt an einem großen Getriebe zusammen. Das Eine geht nicht ohne das Andere.

Und wie trifft Dich die Krise selbst?

Für mich war es auch eine Chance. Diese habe ich wahrgenommen trotz dreimonatigen Verdienstausfalls. Ich fotografiere unter anderem für Fortuna Düsseldorf und saß dann erstmal auf dem Trockenen. Aber auch als es weiterging, fehlte mir etwas. Für mich zählt zur Fußballkultur nicht nur das Spiel selbst, sondern auch das Drumherum. Mir fehlen Auswärtsfahrten, das Warmup und die Nachbesprechung mit einem leckeren Alt auf der Ratinger. Das unbeschwerte Leben, was Düsseldorf so bietet. 

An welchem Düsseldorfer Ort hättest Du Dich für Deine Serie selbst fotografiert?  

Ich glaube, es wäre die Ratinger Straße gewesen.

Was schätzt Du an Düsseldorf?

Es ist eine Großstadt mit den Vorzügen eines Dorfes. Man kennt sich, man hilft sich. Das habe ich auch bei diesem Projekt gemerkt. Die Stadt wird mit ihren Veranstaltungen immer internationaler, außer beim Fußball (lacht).

Wenn man sich Oliver Fink, Thea Ungermann oder Theo Fitsos über die Couch hängen möchte, wo kann man die Fotos kaufen?

Schön wäre es, das ein oder andere Motiv für einen guten Zweck zu versteigern oder zu verkaufen. Es wird nur eine limitierte 10er-Serie pro Motiv geben. Ein Anteil des Geldes wird dann den Künstlern oder einer anderen gemeinnützigen Organisation zur Verfügung gestellt. Anfragen gerne über: [email protected]

Hier geht es zur kompletten Bilder-Galerie von Thorsten Schmidtkord.

Fotos
Titelbild: © Thorsten Schmidtkord
Galerie: © Thorsten Schmidtkord

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