„Ich hatte wieder Lampenfieber“

Im Oktober beginnt in Düsseldorf traditionell die Nachtwächter-Saison. Sieben Mal pro Woche führen Guides dann durch die nächtliche Altstadt und berichten von Geschichten aus vergangener Zeit.

Mit dem Lockdown im März war es auch mit Stadtführungen plötzlich vorbei. Damals hat Michael Plettke als „einsamster Stadtführer der Welt“ eine besondere Tour durchs verlassene Düsseldorf gemacht. Wie ist es weitergegangen?

Michael, wie war der Lockdown für dich als Stadtführer?
Sehr ruhig und auch eintönig. Ich habe es immer als Privileg empfunden, Menschen meine Heimat näherzubringen. Das Gefühl nach einer Tour, die eigene Stadt begreifbarer und die Gruppe glücklicher gemacht zu haben, ist erfüllend. Das fehlte nun völlig.

Im März hast du uns die leere Altstadt gezeigt. Wie waren die Reaktionen auf den Clip?
Durchweg positiv und das nicht nur von Freunden und Verwandten, sondern auch in den sozialen Medien. Und als dann diverse regionale Zeitungen und sogar die FAZ darüber berichtet haben, wurde mir klar, dass wir da etwas Besonderes gemacht haben.

Wie war die erste Führung nach dem Lockdown?
Sehr schön, ich hatte tatsächlich ein wenig Lampenfieber, als ich auf den Tag genau drei Monate nach meiner letzten Führung wieder als Nachtwächter loszog.

Was hat sich verändert?
Zunächst einmal sind die Gruppengrößen deutlich reduziert. Mit den Abstandsregeln funktioniert das sehr gut. Viele Gäste sind vorsichtig. Da aber gerade die Nachtwächtertour durch die eher ruhigeren Ecken der Altstadt führt, entsteht schnell eine entspannte Atmosphäre. Die Menschen sind dann froh, ein Stück Normalität zurückzugewinnen.

Mit welchem Gefühl blickst auf die kommende Nachtwächter-Saison?
Ich bin optimistisch. In den Herbst- und Wintermonaten verwandelt sich die Altstadt immer. Sobald es kühler wird, tummeln sich weniger Menschen in den Straßen und die Fassaden werden noch mehr zur stimmungsvollen Kulisse. Die ruhigeren Ecken sind dann schon fast besinnlich. Das gibt der Nachtwächterführung das gewisse Flair.

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